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Tove H. Malloy (Hrsg.)

Minority Issues in Europe: Rights, Concepts, Policy

Berlin: Frank & Timme 2013; 349 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-86596-543-1
Der Sammelband ist als Lehrbuch für fortgeschrittene Studierende konzipiert, denen er eine erste Orientierung über rechtliche, konzeptionelle und politische Probleme von Minderheiten in Europa ermöglicht. Dabei ist eine systematische Annäherung gar nicht so leicht, denn Minderheitenfragen in Europa haben sich vor vollkommen unterschiedlichen politischen wie historischen Kontexten vollzogen. Angefangen bei den religiösen Minderheitenkonflikten im 16. Jahrhundert über die Verbrechen des Holocaust bis hin zu einer globalisierungsbedingten Hypermobilität reichen die Facetten eines unglaublich heterogenen Spektrums an Phänomenen. Und obwohl der Band tatsächlich den Zeitraum vom Augsburger Reichs‑ und Religionsfrieden von 1555 bis zum Vertrag von Lissabon 2009 abdeckt, bieten die einzelnen Studien immer auch nur Schlaglichter auf ein eigentlich komplexeres Thema. Die Gruppierung der Beiträge erfolgt nach zentralen Schlüsselbegriffen, wobei etwa Rechtsfragen, Fragen der Europäisierung oder des Diversity Managements eigene Kapitel eingeräumt werden. Konkrete Minderheitengruppen – etwa die der Sinti und Roma – tauchen an verschiedenen Punkten dieser Kapitel unter verschiedenen Perspektiven auf. Beachtenswert ist zudem die Tatsache, dass es auch ein Kapitel zum Thema Demokratisierung gibt. Offenbar, so zeigt Andreea Cârstocea auf, ist es in etablierten demokratischen Strukturen sehr schwer für Minderheiten, noch dazu wenn sie sehr mobil sind oder aber über einen sehr anderen Sozialisationshintergrund als den der Mehrheitsgesellschaft verfügen, sich adäquat einzubringen. Eine Interessenvertretung über eine entsprechende politische Gruppierung wäre ein wichtiges Instrument zur Verankerung der Minderheiten in den Mehrheitsgesellschaften – aber sie gelingt nur selten. Die Integration von Minderheiten in die etablierten politischen Parteien – etwa über die Bereitstellung reservierter Sitze oder über eine programmatische Repräsentation – könnten hier sinnvolle Alternativen darstellen. Dadurch, dass der Band zu jedem Kapitel eine kurze Zusammenfassung, eine Auflistung der zentralen Inhalte und aktuelle Sekundärliteratur bereithält, vermag er dem selbstgesteckten Anspruch, ein Lehrbuch für fortgeschrittene Studierende zu sein, vollauf gerecht zu werden.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.612.234.424.33.52.2 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Tove H. Malloy (Hrsg.): Minority Issues in Europe: Rights, Concepts, Policy Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37694-minority-issues-in-europe-rights-concepts-policy_45565, veröffentlicht am 23.10.2014. Buch-Nr.: 45565 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken