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Heike Delitz

Émile Durkheim zur Einführung

Hamburg: Junius 2013; 238 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-88506-068-0
Immer noch dürfte das aus den 1930er‑Jahren stammende Urteil Talcott Parsons, neben Pareto und Weber zähle Durkheim zu den Klassikern der Soziologie, in der Fachwissenschaft auf Zustimmung stoßen. Sein Wirken in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts fällt wissenschaftshistorisch in eine Phase, in der sich die Soziologie gegenüber konkurrierenden Fächern wie Philosophie, Geschichte, Biologie oder Psychologie als eigenständige akademische Disziplin etablierte. Aber rezeptionsgeschichtlich gesehen, so betont Heike Delitz, gelte die Einschätzung von Susan Stedman Jones (Durkheim Studies Centre Oxford): „Durkheim is well‑known but not known well“ (57). Auch deshalb könnte es sich lohnen, „Durkheim gerade hierzulande noch einmal neu einzuführen“ (19). Die Autorin, die sich mit einer Arbeit über die französische Soziologie im Anschluss an Henri Bergson habilitiert hat, legt ihrer Monografie einen kontext‑ und einen werkbezogenen Zugang zum Denken Durkheims zugrunde. Sie beschreibt zunächst Durkheims akademische Karriere, seinen um die von ihm gegründete Zeitschrift „L‘Année Sociologique“ zentrierten Versuch, eine Durkheim‑Schule aufzubauen und seine Parteinahme für die republikanischen Bewegungen gegen den konfessionell gebundenen französischen Traditionalismus. Kurz illustriert wird auch die polemische Abwehr, auf die Durkheim posthum gerade bei den französischen Linksintellektuellen gestoßen ist, die ihn als Verfechter von Kollektivismus und Staatsideologie wahrnahmen. In einem zweiten Schritt stellt sie differenziert und jeweils mit Bezügen zur aktuellen Diskussion die fünf Hauptwerke Durkheims in einer systematischen Reihenfolge vor: beginnend mit der Abhandlung, die die methodologische Eigenständigkeit der Soziologie begründet („Die Regeln der soziologischen Methode“), gefolgt von den beiden gesellschaftsstrukturellen Studien („Über die Teilung der sozialen Arbeit“; „Der Selbstmord“) und der religionssoziologischen Untersuchung des Kollektivbewusstseins („Die elementaren Formen des religiösen Lebens“) und schließlich die Arbeiten zur Soziologie der Moral („Physik der Sitten und des Rechts“). Insgesamt macht diese Einführung die wesentlichen Intentionen dieses Klassikers der Soziologie deutlich, der Soziales nur durch Soziales erklären wollte.
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Rubrizierung: 5.46 | 5.42 | 5.33 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Heike Delitz: Émile Durkheim zur Einführung Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37667-mile-durkheim-zur-einfuehrung_44851, veröffentlicht am 16.10.2014. Buch-Nr.: 44851 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken