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Najib George Awad

And Freedom Became a Public-Square. Political, Sociological and Religious Overviews on the Arab Christians and the Arabic Spring

Wien/Berlin: Lit 2012 (Studien zur Orientalischen Kirchengeschichte 46); XII, 261 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90266-5
Trotz seiner drei Teile zerfällt Najib George Awads Studie bei genauerer Betrachtung in lediglich zwei: Im ersten Teil (Teil I) beschreibt er, wie viele andere Autorinnen und Autoren mittlerweile auch, die historische wie politische Genese des Arabischen Frühlings. Im zweiten Teil (Teile II und III) geschieht dann etwas eher Ungewöhnliches: Awad konzentriert sich auf eine einzige religiöse Gruppe und ihre Rolle im Verlauf der Unruhen und darüber hinaus – auf ‚die‘ Christen in der arabischen Welt. Dass er genau genommen Christen in Syrien meint, wird insbesondere zum Ende seiner Studie deutlich. Selbstverständlich ist eine solche Spezifikation des Untersuchungsgegenstandes legitim – vor allem angesichts des „religious mosaic“ (59) in der Region. Allerdings wäre es wichtig zu erfahren, wie sich eine solche Auswahl begründen ließe. Was macht die Auseinandersetzung mit der Rolle der Christen – noch dazu in Syrien – so besonders, dass sich hieran besondere Phänomene erklären ließen, die anderweitig nicht abbildbar wären? Hinsichtlich ihrer realen Lebensumstände als Minderheit in einer mehrheitlich muslimisch geprägten Gegend schreibt Awad, dass unterhalb der reichen kulturellen Geschichte eine „history of suffering, uncertainty, fear, pressure, difficulties, death and perpetual strife for survival“ (60) verborgen liege. Indes drängt sich die Frage auf, für welche Gruppe im Nahen und Mittleren Osten das nicht gleichermaßen gelten würde. Wenn es schon schwerfällt, auf diesem Wege – also über die Einzigartigkeit einer Ausschließung – die spezifische Auseinandersetzung mit der Rolle der Christen zu plausibilisieren, so könnte dies umgekehrt gelingen, wenn sich hier eine besonders gut geglückte Form der Integration einer Minderheit in eine Gesellschaft mit vielen anderen Minderheiten wiederfinden ließe. Doch auch hier bleibt außer Hoffnung auf künftige Besserung wenig Konkretes: „The time has come“, so Awads programmatisch gemeinte Forderung, „to make a Code of Ethics to be addressed especially to the minorities, wherein we state [...] our view of them, and reveal readiness to be held accountable before the world“ (229). Wer diesen Code of Ethics letztlich aufsetzt, was er genau beinhalten soll und – noch viel wichtiger – wie sichergestellt wird, dass sich überhaupt irgendjemand daran hält, insbesondere im alltäglichen Leben, das bleibt weitestgehend offen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.632.232.22 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Najib George Awad: And Freedom Became a Public-Square. Wien/Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37571-and-freedom-became-a-public-square_44145, veröffentlicht am 25.09.2014. Buch-Nr.: 44145 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken