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Doris Anna Binger

Die Rolle der Medien im Demokratisierungsprozess Kenias

Münster u. a.: Lit 2013 (Medien & Politik 45); 332 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11562-1
Diss. Hamburg; Begutachtung: H. J. Kleinsteuber, R. Tetzlaff. – Seit mehr als zwei Jahrzehnten vollzieht sich in Kenia ein wechselhafter und schwieriger Demokratisierungsprozess, dessen Ende noch nicht absehbar ist. Zu den jüngeren Ereignissen zählen die gewaltsamen Unruhen infolge der Wahlmanipulation im Jahr 2007, durch die das Land in eine tiefe politische Krise stürzte. 2012 sorgte dann die Verabschiedung einer neuen demokratischen Verfassung für einen weiteren Demokratisierungsschub. Doris Anna Binger, die während dieser Zeit in Kenia forschte und lehrte, fragt, in welcher Weise die Medien den bisherigen Weg der demokratischen Transformation mitgestaltet haben. Für ihre Analyse entfaltet sie ein umfangreiches theoretisch‑konzeptionelles Rüstzeug, basierend auf modernisierungs‑, system‑, struktur‑, kultur‑ und akteurstheoretischen Ansätzen. Auf dieser Grundlage untersucht sie dann, welche Handlungsspielräume die Medien in den verschiedenen Phasen der Transformation hatten, welche Funktion sie ausübten und wie sich das Verhältnis zwischen Medien und Politik verändert hat. Die Untersuchung beginnt mit der Wiedereinführung des Mehrparteiensystems Anfang der 1990er‑Jahre und reicht bis zum Referendum für eine neue Verfassung Ende 2010. Binger zeichnet für diesen Zeitraum nach, wie es der alten autokratischen Regimeelite gelang, sich „in das Mehrparteiensystem hinüberzuretten und das neopatrimoniale System mit seinem klientelistischen Netzwerk weiter auszubauen“ (149), wie sich erst langsam oppositionelle Kräfte formierten, wie mit den Wahlen von 2002 ein friedlicher Machtwechsel gelang, der dann allerdings in eine „autokratische Regression“ (150) und in die politische Krise im Kontext der Wahlunruhen von 2007 mündete. Parallel hierzu stellt die Autorin die Entwicklung der Medien dar und zeigt, wie diese „in kleinen Schritten pluralistischer, unabhängiger und kritischer“ (214) wurden. Binger resümiert, dass die Medien „maßgeblich zur Krise des autokratischen Systems beigetragen und die politische Liberalisierung forciert haben“ (312). Inzwischen verfügt Kenia über eine ausdifferenzierte Medienlandschaft, der die Autorin einerseits eine „weitgehend unabhängige Beobachtungs‑ und Kontrollfunktion“ (248) zuschreibt. Andererseits führt die zunehmende Kommerzialisierung zu einer Medienkonzentration, bei der nur wenige Wirtschaftsakteure und vor allem der Staat das Geschehen erheblich beeinflussen und damit die Freiheit der Medien gefährden.
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Rubrizierung: 2.67 | 2.22 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Doris Anna Binger: Die Rolle der Medien im Demokratisierungsprozess Kenias Münster u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37534-die-rolle-der-medien-im-demokratisierungsprozess-kenias_42657, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 42657 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken