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Ulrich Herbert (Hrsg.)

Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert

München: C. H. Beck 2014 (Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert); 1.451 S.; Ln., 39,95 €; ISBN 978-3-406-66051-1
Nachdem bereits der Band von Dietmar Neutatz zu Russland (siehe Buch‑Nr. 44662) in der Reihe Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert den Umfang der anderen bisher vorliegenden Beiträge deutlich überschritten hatte, legt der Freiburger Neuzeithistoriker Ulrich Herbert – zugleich Herausgeber der Gesamtreihe – mit seiner Synthese der deutschen Geschichte im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) noch einmal nach: Mehr als 1.450 Seiten, davon 1.250 Text, warten auf die Leser_innen. Solche dickleibigen historischen Darstellungen haben, so scheint es auch angesichts mancher Beiträge zum Ersten Weltkrieg, Konjunktur und suggerieren allein durch den Umfang Vollständigkeit, schränken den möglichen Rezipientenkreis aber zugleich deutlich ein. Auch hier werden sich wohl nicht viele Laien vollständig durch den Text arbeiten. Die Darstellung konzentriert sich einerseits auf die staatlich‑politische Entwicklung Deutschlands ab etwa 1890 über Kaiserreich, Weimarer Republik, nationalsozialistische Diktatur sowie das Neben‑ und Miteinander der beiden deutschen Staaten nach 1945/48 bis hin zur Vereinigung 1989/90 und den ersten Jahren des neuen Jahrtausends, jeweils unter Rückbindung an die europäischen Kontexte und prominentem Einbezug wirtschaftlicher und kultureller Entwicklungen. Anderseits werden die gesellschaftlichen Veränderungen vor dem Hintergrund widerstreitender Ordnungsmodelle intensiv diskutiert. Für die zweite Jahrhunderthälfte liegt der Schwerpunkt auf der Geschichte der Bundesrepublik – diejenige des anderen deutschen Teilstaats wird bei gelegentlicher Aufnahme wechselseitiger Bezüge in den entsprechenden Teilen des Buches (1945‑1973, 1973‑2000) jeweils in einem Unterkapitel abgehandelt. Und auch im reihentypischen Querschnittskapitel (hier für die Jahre um 1965) wird die DDR nur am Ende erwähnt. Integrale Behandlungen finden sich dann natürlich für die Zeit ab 1989 sowie die Jahre zwischen Kriegsende und doppelter Staatsgründung. Angesichts der Bevölkerungsverteilung mag die Ungleichgewichtung zu rechtfertigen sein – dennoch hätte sich hier die Chance geboten, zum ersten Mal eine wirkliche „deutsche Geschichte“ der zweiten Jahrhunderthälfte zu schreiben.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.312.352.3314.213.7 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Ulrich Herbert (Hrsg.): Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert München: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37416-geschichte-deutschlands-im-20-jahrhundert_45937, veröffentlicht am 14.08.2014. Buch-Nr.: 45937 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken