Skip to main content
Andrea Komlosy

Arbeit. Eine globalhistorische Perspektive. 13. bis 21. Jahrhundert

Wien: Promedia 2014; 204 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-369-3
Andrea Komlosy „beschäftigt sich mit Arbeitsverhältnissen in verschiedenen Weltregionen im historischen und interkulturellen Vergleich“ (7). Ein solches Vorhaben auf etwa 200 Seiten umzusetzen, wirkt zunächst wie ein sehr gewagtes Unterfangen. Tatsächlich aber gelingt der Autorin eine komprimierte Übersicht über den Gegenstand „Arbeit“. Insbesondere der erste Teil, in dem sie Begriffe und Konzepte, Diskurse, sprachliche Besonderheiten, Analysekategorien und Formen der Arbeitsteilung zusammenstellt, eröffnet einen reichen Fundus für die wissenschaftliche Weiterarbeit. Ausgangspunkt bildet die bereits 1972 von Werner Conze verfasste Einordnung von Arbeit im historischen Wandel. Dabei handele es sich um eine Darstellung, der niemand „entkommen“ könne, der über Arbeit forsche. Allerdings sei es eine „eurozentrische Meistererzählung“ (12), die in vielerlei Hinsicht begrenzt sei: Zum einen stelle sie die Geschichte der Arbeit als lineare Erzählung dar und verdecke damit die Vielfalt und Widersprüchlichkeit einiger Entwicklungen, zum anderen fehle eine deutliche regionale und zeitliche Einbettung. Sowohl eine feministische als auch eine globalhistorische Perspektive auf den Gegenstand machten aber deutlich, dass es nicht ein Verständnis von Arbeit gebe, sondern dieses je nach Perspektive variiere. Dies wird in ihrem nachfolgenden Kapitel über die Arbeitsdiskurse deutlich: Ging es in der antiken griechischen Anschauung noch darum, Arbeit zu überwinden, stimmen unterschiedliche religiöse Weltanschauungen „Loblieder auf die Arbeit“ (27) an. Zwischen diesen Polen ordnet Komlosy Diskurse über die Transformation von Arbeit an, bei denen über technischen Fortschritt, Bildung oder Kommodifizierung von Haus‑ oder Sorgearbeit mehr Selbstbestimmung erreicht werden soll. In ihrer Auseinandersetzung mit dem Sprachfeld Arbeit bietet die Autorin eine hilfreiche Übersicht über Arbeitsbegriffe in europäischen Sprachen und zeigt die Schwierigkeiten auf, die mit einer entsprechenden Übertragung auf außereuropäische Sprachen verbunden sind. Um schließlich im zweiten Teil die „Gleichzeitigkeit und Kombination unterschiedlicher Arbeitsverhältnisse“ (7) in Zentraleuropa in sechs ausgewählten Zeitabschnitten (1250, 1500, 1700, 1800, 1900 und 2010) systematisch zu zeigen, stellt Komlosy den Bezugsrahmen von Arbeit und deren unterschiedliche Kategorien (Status im Arbeitsprozess, Erwerbsform, soziale Absicherung etc.) vor und führt anschließend noch die Unterscheidung von örtlichen und überörtlichen Verbindungen ein. Es handelt sich – wie bereits eingangs angedeutet – um ein informiertes und lesenswertes Buch.
Alexandra Scheele (AS)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie der BTU Cottbus.
Rubrizierung: 1.1 Empfohlene Zitierweise: Alexandra Scheele, Rezension zu: Andrea Komlosy: Arbeit. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37413-arbeit_45824, veröffentlicht am 14.08.2014. Buch-Nr.: 45824 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken