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Sebastian Wojciechowski / Anna Potyrała (Hrsg.)

Poland's Security. Contemporary Domestic and International Issues

Berlin: Logos Verlag 2013; 225 S.; 33,- €; ISBN 978-3-8325-3354-0
Die Frage nach der Sicherheit Polens bringt die Posener Politikwissenschaftler Sebastian Wojciechowski und Anna Potyra?a auf direktem Wege zu einer wesentlich grundlegenderen Frage: Um welche Sicherheit soll es dabei überhaupt gehen? Wojciechowski führt als Antwort gleich zu Beginn des Bandes das Konzept der „interference security“ (9) ein, das die Aspekte des geografischen Gebiets, die Arten von Sicherheit (militärisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich), ihre Komponenten (unter anderem Gesetze und Institutionen), Einflussfaktoren (zum Beispiel Globalisierung und Finanzkrisen) und letztendlich auch die Interaktionen zwischen nationaler und europäischer Ebene mit einschließt. Dieses weite Verständnis von Sicherheit erlaubt es den Herausgebern, Beiträge zu so unterschiedlichen Themen wie Polens Nationaler Sicherheitsstrategie, dem Kampf des Landes gegen die organisierte Kriminalität, dem Einfluss der EU‑Mitgliedschaft auf die Energiesicherheit des Landes und der „Gesellschaftlichen Sicherheit“ („societal security“, 183) zusammenzutragen. Mit letzterem Thema befasst sich Joanna Dobrowolska‑Polak. Von Barry Buzan als Kategorie eingeführt, meint Gesellschaftliche Sicherheit den Erhalt von kulturellen, sprachlichen und religiösen Bräuchen und Lebensweisen. Dobrowolska‑Polak versteht hierunter allerdings „die steigende Attraktivität von etymologisch fremden Kulturen und Religionen, die durch die Verdrängung einheimischer Kulturen und Religionen [...] zu den größten Bedrohungen der Sicherheit von Staaten zählen“ (184). Zentraler Faktor hierfür ist für die Autorin vor allem die Migration. Während Polen in der Vergangenheit zumeist eine hohe Zahl von Arbeitsemigranten aufweisen konnte, verzeichnet das Land seit 2008 einen kontinuierlichen Anstieg von Arbeitsimmigranten, ohne jedoch eine Debatte über Integration und Multikulturalismus zu führen. Dobrowolska‑Polak weist darauf hin, dass es in Polen „starke Vorurteile gegen kulturelle Diversität“ (197) gebe. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, können die Argumente für die Versicherheitlichung des Themas und dessen Einstufung als Sicherheitsbedrohung nicht überzeugen. Krzysztof Malinowski bringt in seinem Beitrag zur Sicherheitskultur Polens und dem Wandel der polnischen Sicherheitspolitik seit dem Ende des Ost‑West‑Konflikts das interessante Argument, dass die USA als Garant gegen eine mögliche Renationalisierung von Sicherheitspolitik in Europa gesehen werden können. Für Polen bleibt demnach das Primat der NATO unangefochten, laut Malinowski sollte allerdings ebenfalls eine Stärkung der Gemeinsamen Sicherheits‑ und Verteidigungspolitik (GSVP) der Europäischen Union erfolgen.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 4.22 | 4.3 | 3.6 | 3.1 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Sebastian Wojciechowski / Anna Potyrała (Hrsg.): Poland's Security. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37383-polands-security_45660, veröffentlicht am 07.08.2014. Buch-Nr.: 45660 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken