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Stefan Hansen / Joachim Krause (Hrsg.)

Jahrbuch Terrorismus 2013/2014

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2014 (Jahrbuch Terrorismus 6); 463 S.; 36,- €; ISBN 978-3-8474-0115-5
Entgegen der landläufigen Wahrnehmung, terroristische Aktionen gehörten als gelegentliche Ereignisse zu modernen Gesellschaften dazu, plädiert Joachim Krause in einem diese Ausgabe des Jahrbuches einleitenden Beitrag für eine andere Sicht. Bei dem weltweiten jihadistischen Terrorismus handele es sich um einen „langen Krieg“, „den ein transnationales radikal‑islamistisches Netzwerk gegen den Rest der Welt führt“ (15). Dieser Krieg werde hauptsächlich in muslimischen Ländern mit bislang kaum bekannter Härte und Brutalität geführt. Derzeit kämpften weltweit zwischen 130.000 und 170.000 Jihadisten, ihre (meist zivilen) Opfer gingen jährlich in die Zehntausende. Gerade der Verlauf des Arabischen Frühlings habe letztlich entscheidend dazu beigetragen, dass das Al Kaida‑Netzwerk sich habe neu aufstellen können. Weitere Autoren widmen sich Problemen und Trends aus unterschiedlicher Perspektive. So untersucht etwa Michael Rohschürmann die provokative Wirkung der Muhammad‑Videos im Jahre 2012, die er als „Angriffe auf das islamische kulturelle Gedächtnis“ begreift. Dirk Freudenberg diskutiert das Thema Selbstmordattentäter und Stefan Schuhmacher widmet sich der Frage, ob es sich bei dem „Cyber‑Terrorismus“ um ein reales Problem handele. Er kommt zu der Einschätzung, dass Cyber‑Terrorismus als eine „neue, andere Form des Terrorismus sui generis […] offenbar“ (173) nicht existiere. Neben einer ganzen Reihe länderspezifischer Aufsätze (Afghanistan, Türkei, Iran, Syrien, Libanon, Somalia) geht es in anderen Artikeln um Fragen der Reaktion auf diese Phänomene. Beispielsweise thematisiert Florian Stöhr die ungleiche Wahrnehmung des islamistisch‑terroristischen Bedrohungspotenziales durch die deutschen Sicherheitsbehörden einerseits und die Bevölkerung andererseits. Letztere reagiere auf die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr eher verhaltend bis ablehnend, fühle sich kaum bedroht und delegiere das Problem an die Sicherheitsbehörden. Eines wird bei der Lektüre der Beiträge klar: Das Thema und die Debatte werden uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen. Mit dieser Ausgabe des Jahrbuches liegt ein nützliches und umfassendes Angebot vor, sich mit vielen Facetten des zeitgenössischen Terrorismus auseinanderzusetzen, wobei sich die meisten Beiträge mit dem islamistischen Terror beschäftigen.
Christoph Kopke (CKO)
Dr. phil., Dipl.-Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelsohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 4.41 | 2.25 | 2.63 | 2.67 | 4.3 | 2.263 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Christoph Kopke, Rezension zu: Stefan Hansen / Joachim Krause (Hrsg.): Jahrbuch Terrorismus 2013/2014 Opladen u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37345-jahrbuch-terrorismus-20132014_44650, veröffentlicht am 31.07.2014. Buch-Nr.: 44650 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken