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Daniel Mullis

Recht auf die Stadt. Von Selbstverwaltung und radikaler Demokratie

Münster: Unrast 2014; 184 S.; 14,- €; ISBN 978-3-89771-544-8
Geowiss. Masterarbeit Frankfurt a. M.; Begutachtung: B. Belina, A. Vogelpohl. – Die viel beschworene Parole vom „Recht auf die Stadt“ lässt sich in den verschiedensten Protestbewegungen der vergangenen Jahre wiederfinden – in Tel Aviv, im Istanbuler Gezi‑Park oder im Hamburger Gängeviertel. Das „Recht auf die Stadt“ reicht allerdings weit über den Widerstand gegen neoliberale Stadtpolitiken und Enteignungen hinaus und kann als ein Phänomen der gesellschaftlichen Politisierung gesehen werden. Von dieser Argumentation ausgehend, formuliert Daniel Mullis ein Konzept, das hinter diesem politischen Slogan und für eine emanzipatorische Perspektive steht. Dafür wendet er sich dessen Ursprüngen zu, vor allem in den Schriften von Henri Lefebvre. „Explizit geht es dabei nicht um eine Relektüre Lefebvres, sondern eher um eine produktive Mitlektüre“ (29). Denn dessen Ausführungen zu einem praxisorientierteren Dialektikverständnis, dem Alltäglichen und zur urbanen Revolution in der notwendig von Konflikten durchzogenen Stadt blieben vielfach offen für Interpretationen und an einen spezifischen historischen Kontext gebunden. Und doch biete Lefebvres Vorstellung der umkämpften Produktion des urbanen Raumes und des damit verknüpften Rechts auf Differenz eine zentrale Anschlussfähigkeit für heutige Konflikte. Der Autor versucht, diese durch eine weitere Mitlektüre von Ernesto Laclaus und Chantal Mouffes radikaldemokratischen Vorstellungen des Politischen nutzbar zu machen. Es zeige sich eine grundlegende Parallele der beiden Ansätze, sowohl in ontologischer Hinsicht, was die kontingente und durch Artikulation/Praxis hergestellte Ordnung anbelange, als auch in einer undogmatischen Aktualisierung des Marx’schen emanzipatorischen Projekts. So ergeben sich jeweils Stärken und Schwächen in den theoretischen Zugängen, die Mullis schließlich komplementär zu einer tragfähigen Konzeption des Rechts auf Stadt verbindet. Dieses könne demnach als Verbindung partikularer Kämpfe dienen, als eine gemeinsame Artikulation, die aber die Besonderheit der einzelnen Positionen nicht einebnen müsse, sondern deren Differenz betonen und erhalten könne. Damit sei es wiederum möglich, dem radikaldemokratischen Anspruch der Offenheit politischer Aushandlungsprozesse zu genügen.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.425.415.462.22 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Daniel Mullis: Recht auf die Stadt. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37232-recht-auf-die-stadt_45610, veröffentlicht am 26.06.2014. Buch-Nr.: 45610 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken