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Ilker Atac / Michael Fanizadeh / Albert Kraler / Wolfram Manzenreiter (Hrsg.)

Migration und Entwicklung. Neue Perspektiven

Wien: Promedia 2014 (Historische Sozialkunde/Internationale Entwicklung 32); 260 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-85371-363-1
Zumeist sind es gesellschaftliche Ungleichheit, Entwicklungsunterschiede und mangelnde Chancen auf individuelle Versorgung der Bedürfnisse, die Migration verursachen: Mehr als 232 Millionen Menschen gelten aktuell weltweit als Migranten, das sind 30 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren, berichten die Herausgeber. Mehr Menschen als je zuvor in der Geschichte verlassen also ihre Herkunftsorte. Dabei haben sich die Migrationsmuster erheblich gewandelt: „Während in den Ländern des Südens 2005 nur mehr durchschnittlich 1,4 % der Bevölkerung MigrantInnen waren, waren es in den Ländern des Nordens 9,5 %.“ (8) Ein hoher Anteil an Zuwanderern gilt als Indikator für relativen Wohlstand und Entwicklung, ein niedriger Anteil dagegen als Ausdruck mangelnden wirtschaftlichen Wohlergehens. Dieser Zusammenhang zwischen Migration und Entwicklung, der in den Beiträgen des Sammelbandes aufgegriffen wird, ist keineswegs neu, wie Albert Kraler und Marion Noack in ihrem Aufsatz aufzeigen. Sie zeichnen die „Genealogie des Migrations‑ und Entwicklungsdiskurses“ auf globaler sowie auf europäischer Ebene nach und benennen „die zentralen Akteure und Schauplätze der politischen Auseinandersetzungen“ (24). Auch soziale und ökonomische Aspekte von Migration und Entwicklung werden thematisiert. Isaie Dougnon untersucht den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration in der Region Timbuktu in Mali und fragt: „Können Bewässerungsfelder die Jugend zurückhalten?“ (148) Dort versuchten NGOs mit Bewässerungsprojekten der durch Dürren ausgelösten Landflucht zu begegnen. Es gelinge ihnen aber nur in begrenztem Maße, die Jugend durch die Verbesserung der Reisproduktion zu halten beziehungsweise sie sogar zurückzuholen, da die Migrationstraditionen noch immer lebendig seien. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist die Bedeutung von „Diaspora und Zivilgesellschaft“ (171). So beschreibt Stephan Dünnwald, wie schwierig häufig die Rückkehr für Migranten sei, „da das Zurück meist einen Neuanfang“ (173) bedeute. Gemeinsam sei allen Beiträgen des Bandes die Erkenntnis, konstatieren die Herausgeber, dass Migration und Entwicklung analytisch nicht voneinander zu trennen seien und Migration mit und ohne Entwicklung stattfinde.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.424.442.2632.42.632.672.682.642.65 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Ilker Atac / Michael Fanizadeh / Albert Kraler / Wolfram Manzenreiter (Hrsg.): Migration und Entwicklung. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37197-migration-und-entwicklung_44956, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 44956 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken