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Julian Bruns / Kathrin Glösel / Natascha Strobl

Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa

Münster: Unrast 2014; 263 S.; 16,- €; ISBN 978-3-89771-549-3
Mit Parolen wie „nicht rechts, nicht links – identitär“ oder „0% rassistisch – 100% identitär“ versuchen sich die sogenannten Identitären als neue patriotische und spontane Jugendbewegung aus der Mitte der Gesellschaft zu inszenieren. Bei näherer Betrachtung ihrer ideologischen Bezugspunkte und gesellschaftspolitischen Zielvorstellungen ergibt sich hingegen ein ganz anderes Bild: altbekanntes rechtsextremes Gedankengut in neuem Gewand. Julian Bruns, Kathrin Glösel und Natascha Strobl widmen sich in ihrem übersichtlichen Handbuch den historischen Vorläufern, den unterschiedlichen Gruppierungen sowie den aktuellen Strategien der identitären Bewegung in Europa. Im Fokus ihrer Untersuchung stehen dabei die identitären Strömungen in Frankreich und Italien, die als Ursprungsländer der Bewegung gelten und in denen mit „CasaPound Italia“ und dem „bloc identitaire“ bereits seit 2003 gefestigte Strukturen vorhanden sind, sowie Deutschland und Österreich, in denen sich im Herbst 2012 erste Sektionen gegründet haben. „[E]ine bloße Brandmarkung der Identitären als ‚Neonazi‘‑Gruppe“, so die Autor_innen, „[sei jedoch] nicht adäquat“ und verschleiere letztlich sogar den Blick auf deren „Breitenwirksamkeit“ beziehungsweise deren „Attraktivitätspotenzial“ (17). Denn durch die Übernahme linker Aktionsformen und den Rückgriff auf Stilelemente der Popkultur verleihen die Identitären der Neuen Rechten eine moderne, jugendliche und zuweilen sogar unpolitische Fassade. Dies ermöglicht ihnen, problemlos in der „Übergangzone zwischen Wertkonservatismus und Rechtsextremismus“ (225) zu agieren und ihre islamfeindlichen und rassistischen Ressentiments unter dem Deckmantel von Heimat, Freiheit oder Tradition zu verbergen. Insgesamt zeichnen sich die Identitären innerhalb der Neuen Rechten durch vier Alleinstellungsmerkmale aus: Corporate Identity, Jugendlichkeit, Aktionismus und Popkultur. Bruns, Glösel und Strobl ist eine erste umfassende Gesamtdarstellung der identitären Bewegung in Europa gelungen. Das Handbuch bietet eine solide Grundlage für weiterführende Analysen und die Entschlüsselung neurechter Codes und Symbole.
Björn Allmendinger (BA)
M. A., Politikwissenschaftler/Historiker, Studienleiter des "Gesamteuropäischen Seminars" im Bildungszentrum Hustedt (Celle), Lehrbeauftragter an der Universität Hannover.
Rubrizierung: 2.252.372.612.42.52.235.43 Empfohlene Zitierweise: Björn Allmendinger, Rezension zu: Julian Bruns / Kathrin Glösel / Natascha Strobl: Die Identitären. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37185-die-identitaeren_45609, veröffentlicht am 12.06.2014. Buch-Nr.: 45609 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken