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Werner Daum / Wolfgang Kruse / Eva Ochs / Arthur Schlegelmilch (Hrsg.)

Politische Bewegung und symbolische Ordnung. Hagener Studien zur Politischen Kulturgeschichte. Festschrift für Peter Brandt

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2014 (Politik- und Gesellschaftsgeschichte 96); 496 S.; 68,- €; ISBN 978-3-8012-4216-9
Peter Brandt hatte 25 Jahre lang den Lehrstuhl für Neuere Deutsche und Europäische Geschichte an der FernUniversität in Hagen inne und ist Direktor des interdisziplinären Dimitris‑Tsatsos‑Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften. Mit dieser Festschrift ehren ihn früher oder heute in Hagen tätige Kolleginnen und Kollegen aus Anlass seines 65. Geburtstages im Oktober 2013. Als inhaltlicher Anknüpfungspunkt der thematisch breit gestreuten Beiträge dient die politische Kulturgeschichte im weitesten Sinne. Vorgestellt werden vornehmlich historische Forschungsbeiträge zu den vier Themenbereichen politische Semantik und Symbolik, politische Erinnerungskultur, Verfassungskultur und Kultur politisch‑sozialer Bewegungen. Im ersten Abschnitt erläutert beispielsweise Felicitas Schmieder, dass die Prophetie als Mittel der politischen Kommunikation im Mittelalter verstanden werden kann. Mit gegenwärtigen problematischen Sprachgebräuchen räumt Georg Hansen auf. Er macht nicht nur auf den inflationären Gebrauch von Superlativen oder der Zuschreibung „historisch“ aufmerksam, sondern nennt eindrücklich Beispiele für geschichtsvergessenen Sprachgebrauch und deckt die Problematik des verbreiteten Verdikts „das kann man nicht vergleichen“ auf: Indem „vergleichen“ mit „gleichsetzen“ verwechselt wird, so Hansen, „werden Tabus geschaffen, Denkverbote, die dazu führen, dass ungewünschte Vergleiche gar nicht erst vorgenommen werden“ (78 f.). Ebenfalls nur beispielhaft sei auf zwei Beiträge im Kapitel Verfassungskultur hingewiesen: Werner Daums blickt auf den Zusammenhang von Verfassungstradition und nationaler Selbstbehauptung am Beispiel Norwegens und Siziliens im 19. Jahrhundert. Arthur Benz setzt sich mit der Föderalismuskultur in Deutschland auseinander und hält fest, dass es „keine konsensfähige Vorstellung“ über den Sinn des Föderalismus gibt. „Die Föderalismuskultur entwickelte sich mehr aus Praktiken als aus Reflexionen in der öffentlichen Meinung oder aus Ideen und Wertvorstellungen“ (401), die politische Realität wie wissenschaftliche Diskussion zeichne sich durch Diversität und Widersprüchlichkeit aus. In der historisch gewachsenen institutionellen Komplexität sieht Benz einerseits den Grund für die Stabilität des Föderalismus in Deutschland, andererseits benennt er die Gefahr, „dass die Selbststabilisierung in Rigidität umschlägt, wenn ein überregulierter Bundesstaat nicht mehr […] an neue Herausforderungen […] angepasst werden kann“ (402).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 1.32.3112.3132.3142.352.322.234.422.612.652.24 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Werner Daum / Wolfgang Kruse / Eva Ochs / Arthur Schlegelmilch (Hrsg.): Politische Bewegung und symbolische Ordnung. Bonn: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37160-politische-bewegung-und-symbolische-ordnung_45434, veröffentlicht am 05.06.2014. Buch-Nr.: 45434 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken