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Ulrike Spangenberg / Maria Wersig (Hrsg.)

Geschlechtergerechtigkeit steuern. Perspektivenwechsel im Steuerrecht

Berlin: edition sigma 2013 (HWR Forschung Berlin 54/55); 257 S.; 17,90 €; ISBN 978-3-89404-797-9
Das Ehegattensplitting wird vielfach kritisiert, da es für Frauen, die weniger als ihre Ehepartner verdienen, steuerliche Nachteile bringt. Um diese zu beseitigen und die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern, sind bereits mehrere Länder zur Individualbesteuerung von Einkommen übergegangen, wenngleich diese Reform kein vollständig gleichstellungsgerechtes Steuersystem garantiert. Der Sammelband geht auf eine Tagung zurück, die von der Friedrich‑Ebert‑ und der Hans‑Böckler‑Stiftung sowie dem Institut für gleichstellungsorientierte Prozesse und Strategien im November 2012 in Berlin organisiert wurde. Im Mittelpunkt standen die Debatten um das in Deutschland noch immer mögliche Ehegattensplitting sowie neue Perspektiven der geschlechtergerechten Besteuerung. In der Publikation werden unterschiedliche Disziplinen (Ökonomie, Rechtswissenschaft) und Blickwinkel aus Deutschland und Österreich zusammengeführt und auch Fragen der Umsetzung aufgegriffen. Die Einkommensbesteuerung von Ehepaaren und deren Auswirkungen auf die Erwerbstätigkeit der Zweitverdienerin/des Zweitverdieners thematisiert Friederike Maier. Sie vergleicht mehrere OECD‑Länder und stellt fest, dass, obwohl nicht explizit intendiert, viele in den vergangenen Jahren umgesetzte Steuerreformen die Geschlechtergerechtigkeit verbessert und die Privilegierung der Alleinverdiener‑Ehe verringert haben. Ute Sacksofsky untersucht die das Einkommensteuerrecht bestimmende steuerliche Leistungsfähigkeit. Das scheinbar neutrale, objektive und weit gefasste Leistungsfähigkeitsprinzip wird im Einkommensteuerrecht auf „monetäre, am Markt erzielte Zuflüsse beschränkt“ (144), sodass Frauen strukturell benachteiligt werden. Die Frage der Umsetzung von Gender Mainstreaming und Gender Budgeting in der österreichischen Finanzverwaltung greift Elfriede Fritz auf. Aus ihrer Sicht ist diese insgesamt erfolgreich verlaufen. Alle Artikel des Sammelbandes bewegen sich auf einem hohen Reflexionsniveau und vermitteln einen ausgezeichneten Einblick in die Herausforderungen und Lösungsansätze für eine steuerrechtliche Gleichstellung.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.272.362.3432.2632.42.21 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Ulrike Spangenberg / Maria Wersig (Hrsg.): Geschlechtergerechtigkeit steuern. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37125-geschlechtergerechtigkeit-steuern_45214, veröffentlicht am 28.05.2014. Buch-Nr.: 45214 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken