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Jürgen Gerhards / Silke Hans / Sören Carlson (Hrsg.)

Globalisierung, Bildung und grenzüberschreitende Mobilität

Wiesbaden: Springer VS 2014 (Sozialstrukturanalyse); 316 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-658-02438-3
Persönliche Fähigkeiten und Kapazitäten sind ohne Frage von zentraler Bedeutung, wenn es für den Einzelnen gilt, sich im Zeitalter der Globalisierung zurechtzufinden und etwa am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das „transnationale Humankapital“ (7) als Sammelbegriff für solche Fertigkeiten, wie Fremdsprachenkenntnisse, Mobilität oder interkulturelle Kompetenz, steht im Mittelpunkt der Überlegungen der Autor_innen des Bandes. Eine Annäherung erfolgt anhand dreier zentraler Fragen, die zugleich den Sammelband strukturieren. Erstens geht es den Herausgeber_innen um die konkrete Beschaffenheit der geänderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Verfügung über transnationales Humankapital überhaupt haben erforderlich werden lassen. Zweitens wird – in einer globalen Perspektive – die Verteilung dieser Fertigkeiten thematisiert. Eine ungleiche Verteilung verweist gleichsam auf eine massive Unausgewogenheit bei den Zugangschancen zur Welt der Globalisierung (politisch, ökonomisch, sozial, kulturell etc.). Und in der Tat kommen Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien, wie Sören Carlson, Jürgen Gerhards und Silke Hans in ihrer qualitativen Studie zu schulischen Auslandsaufenthalten feststellen, weit weniger – und vor allem: weit weniger einfach – etwa zu Auslandsaufenthalten, die für einen adäquaten Spracherwerb wichtig sind. Kompensationsstrategien, wie etwa der Besuch von Sprachschulen, vermögen diese Lücke nicht zu schließen. Drittens schließlich geht es um die mit der Verfügung über transnationales Humankapital einhergehenden Verwertungsmöglichkeiten: „Im Zentrum steht die Frage, ob sich denn der Erwerb von transnationalen Kompetenzen für die Individuen lohnt und im Lebenslauf in irgendeiner Weise ‚auszahlt‘.“ (8) In diesem Zusammenhang zeigt Christof Van Mol in seinem Beitrag über die Motiv‑ und Kompetenzlage von Teilnehmer_innen am Erasmus‑Programm, dass diese nicht erst durch das Programm transnationale Kompetenzen erwerben. Vielmehr war der fragliche Personenkreis schon vor dem Besuch einer europäischen Austauschuniversität überdurchschnittlich offen und interessiert für andere Sprachen, Länder und Kulturen. Die deutsch‑ und englischsprachigen Beiträge des Bandes gehen zurück auf die Tagung „Soziale Ungleichheit und transnationales Kapital“, die gemeinsam von der Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und dem DFG‑Projekt „Transnationales Humankapital und soziale Ungleichheit“ der FU Berlin im November 2012 organisiert wurde.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.433.52.3432.2632.52.652.682.24 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Jürgen Gerhards / Silke Hans / Sören Carlson (Hrsg.): Globalisierung, Bildung und grenzüberschreitende Mobilität Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37106-globalisierung-bildung-und-grenzueberschreitende-mobilitaet_45419, veröffentlicht am 22.05.2014. Buch-Nr.: 45419 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken