Skip to main content
David R. Marples

'Our Glorious Past' Lukashenka´s Belarus and the Great Patriotic War

Stuttgart: ibidem-Verlag 2014 (Soviet and Post-Soviet Politics and Society 124); XXI, 403 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-8382-0574-8
Der sogenannte Große Vaterländische Krieg – der Abwehrkampf gegen den Überfall NS‑Deutschlands im Zweiten Weltkrieg – gehört zu den wichtigsten historischen Bezugspunkten nationaler Identität in Russland, aber auch in Belarus. Der kanadische Historiker David R. Marples, Professor an der University of Alberta und ehemaliger Präsident der North American Association for Belarusian Studies, untersucht die verschiedenen Bezugnahmen darauf durch die Regierung von Aliaksandr Lukashenka. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Gedenkjahren 2009 und 2010, in denen der 65. Jahrestag der Befreiung von Minsk am 3. Juli 1944 – seit 1995 zugleich der Nationalfeiertag des Landes – und die 65. Wiederkehr des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8./9. Mai 1945 begangen wurden. Auch jenseits der unter anderem mit Veteranenparaden groß angelegten Jubiläumsfeierlichkeiten ist die Erinnerung an den Krieg, etwa über die Presse und über Denkmäler und Monumente, in der Gesellschaft omnipräsent. Dabei wird von Seiten der Regierung ein stringentes Geschichtsbild entwickelt, das auf eine im Kampf gegen die Wehrmacht siegreiche Partisanenbewegung rekurriert und in vielen Elementen mit entsprechenden Bezugnahmen während der Brežnev‑Ära in der Sowjetunion übereinstimmt. Die Verdienste der Partisanen infrage zu stellen, ist demnach eine „moderne Form der Häresie“, Kritiker an der offiziellen Linie erscheinen als „Unterstützer der Faschisten“ (359). Dieses Narrativ im Sinne einer gemeinsamen Geschichte – und auch gemeinsamen Sprache – mit Russland wird von Präsident Lukashenka befördert und zur Legitimierung seines Machtanspruches benutzt. Es ist somit, so schreibt Marples, zugleich stark von dessen Person abhängig. Bereits in den vergangenen Jahren zeigten aber Umfragen, dass in der Bevölkerung die Rolle der Partisanen, die ebenfalls zahlreiche Gewalttaten gegenüber der lokalen Bevölkerung verübten, durchaus ambivalent eingeschätzt wird. Ähnliches gilt für die Bewertung einheimischer Kollaborateure. Der öffentlichen Rhetorik gelingt es also nicht in jedem Fall, ihre Deutung durchzusetzen.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: David R. Marples: 'Our Glorious Past' Stuttgart: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37067-our-glorious-past_45556, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45556 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken