Skip to main content
Noam Chomsky

Die Herren der Welt. Essays und Reden aus fünf Jahrzehnten

Wien: Promedia 2014; 207 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-367-9
„Schuld […] ist nicht nur Obama, sondern unsere ganze Gesellschaft und Kultur. die Struktur unserer Institutionen macht es sehr schwierig, etwas zu erreichen“ (187), stellt Noam Chomsky in einem Essay aus dem Jahre 2010 ernüchternd fest. In dem Buch sind verschiedene Texte aus dem langen Intellektuellenleben Chomskys versammelt, die dessen beständige kritische Begleitung der sozialen und politischen Umstände aufzeigen. Marcus Raskin wünscht sich bereits im Vorwort: „Wären Chomskys Sensibilität und Tatkraft ansteckender, so wären sie die rettende Hoffnung und Möglichkeit der Menschheit“ (13). Der Leser oder die Leserin muss dieser Jubelarie nicht zustimmen, wird aber an Chomskys Willenskraft nach der Lektüre dieses Buches nicht zweifeln. Chomsky widmet sich in den Essays unterschiedlichen Fragestellungen, wie beispielsweise der Rolle der Intellektuellen in den 1970er‑Jahren, die er stark kritisiert, aber welche „die Zukunft schaffen können“ (63), was ihn auch selbst miteinschließt. Ansonsten durchziehen die Themen Krieg und Imperialismus die Essays wie einen roten Faden – wobei sich der Autor in der Ablehnung jener Umstände konsequent treu bleibt. Chomsky geht aber noch weiter und kritisiert die Außenpolitik der Vereinigten Staaten: „Feinde begehen Verbrechen; wir nicht – dank unserer Befreiung von den grundlegendsten, einfachsten moralischen Wahrheiten“ (164). Ein weiteres Thema ist die globale Umweltproblematik – hier wünscht er sich „eine große Bewegung von unten“ (196). Dabei ist das letzte Essay als Fazit seines Schaffens zu betrachten, der Leitfrage folgend: „Wird die menschliche Kultur den realexistierenden Kapitalismus überleben?“ (197) Vor diesem Hintergrund bietet Chomskys Essaysammlung einen vielschichtigen Überblick über das Schaffens eines der prominentesten Intellektuellen. Geschmälert wird dessen Werk nur durch die oft polemische Wortwahl, einem aggressivem Kulturpessimismus und der teils zynischen Aufrechnung von Opferzahlen.
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 5.464.14.412.22.225.42 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Noam Chomsky: Die Herren der Welt. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37041-die-herren-der-welt_45539, veröffentlicht am 30.04.2014. Buch-Nr.: 45539 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken