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Hans-Jürgen Lange / Michaela Wendekamm / Christian Endreß (Hrsg.)

Dimensionen der Sicherheitskultur

Wiesbaden: Springer VS 2014 (Studien zur Inneren Sicherheit 17); 396 S.; 49,99 €; ISBN 978-3-658-02320-1
Im Allgemeinen wird Sicherheit als Teil der Legitimitätsfunktionen des Staates gesehen, der von daher mit dem Gewaltmonopol ausgestattet ist. Neue Entwicklungen wie die Europäisierung beziehungsweise die Privatisierung von Sicherheit passen nicht so recht in die etablierten Schemata. Eine Reaktion hierauf ist der im angelsächsischen Umfeld rezipierte konstruktivistische Ansatz der Versicherheitlichung, während in der deutschen Forschung Vergleichbares fehlt. Von daher ist der von Hans‑Jürgen Lange, Michaela Wendekamm und Christian Endress herausgegebene Sammelband gleich in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn. Lange, durch sein Schrifttum zur Thematik ausgewiesen, hat als Sprecher des Arbeitskreises Innere Sicherheit eine Reihe von Autoren versammelt, die aus ihrer Perspektive die Mehrdimensionalität der Sicherheitskultur in Deutschland nachzeichnen und dabei den erweiterten Sicherheitsbegriff zugrunde legen. Sicherheit wird so zum Wertekonstrukt, das den Staat im Wechselspiel Sicherheit – Freiheit an seine Kompetenzgrenzen führt, da die Erwartungen an das staatliche Portfolio dessen Leistungsfähigkeit und ‑willen übersteigen. Das Ergebnis ist ein komplexes Bild der Sicherheitskultur, die als Ebenen übergreifende Interaktion von Institutionen, Akteuren, Gesetzen, Strategien, Szenarien und Optionen interpretiert wird und zugleich auf eine Bedürfnisbefriedigung zielt, die das politisch‑administrative Umfeld fordert. Sicherheit ist ein Wahrnehmungsphänomen, das die Anpassungsfähigkeit der Sicherheitsarchitektur determiniert. Die Stärken des Bandes liegen einmal in der Vielschichtigkeit seiner vom Herausgeberteam klug orchestrierten Beiträge und einmal in der Formulierung neuer Ansätze. Das gilt vornehmlich für die Empfehlung, ein kulturell grundiertes Sicherheitsmanagement aufzubauen, das der Reichweite von Sicherheit gerecht wird und sich dabei der Restrisiken im Sinne einer Folgeabschätzung bewusst ist. Der Band will als grundlagentheoretischer und problemorientierter Diskussionsbeitrag verstanden sein. Diesen Anspruch erfüllt er voll und ganz.
Martin Schwarz (MAS)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.263 | 2.63 | 2.325 | 2.343 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Hans-Jürgen Lange / Michaela Wendekamm / Christian Endreß (Hrsg.): Dimensionen der Sicherheitskultur Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36969-dimensionen-der-sicherheitskultur_45481, veröffentlicht am 10.04.2014. Buch-Nr.: 45481 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken