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Michael Angrick

Ressourcenschutz. Bausteine für eine große Transformation

Marburg: Metropolis-Verlag 2013 (Ökologie und Wirtschaftsforschung 93); 118 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-7316-1040-3
Die Ressourcen unseres Planeten sind endlich – und damit ist das mit der Vorstellung eines beständigen linearen Wirtschaftswachstums so eine Sache. Dementsprechend sieht Michael Angrick die gegenwärtige Welt und ihre Gesellschaften vor einem tiefgreifenden Wandel stehen, dessen Konturen, geschweige denn dessen Bewältigung, alles andere als gewiss sind: „Wir wissen nur, dass wir einen gesellschaftlichen Umbruch bewerkstelligen müssen, wenn alle Menschen auf diesem Planeten ein menschenwürdiges Dasein haben sollen. Dazu ist es notwendig, unsere Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umzustellen und unsere natürlichen Ressourcen zu schonen und nachhaltig zu bewirtschaften.“ (9) Angrick entwirft eine Gegenwartsdiagnose, verbunden mit dem Versuch, Lösungswege aus diesem – und das ist nicht als Kritik gemeint – eigentlich weithin bekannten, vielleicht aber nicht weithin akzeptiertem Dilemma aufzuzeigen. Spannend sind Projektionen zu möglichen Umorientierungen in unserem gegenwärtigen Verhalten. Neben Überlegungen, endliche und noch dazu seltene Rohstoffe noch weitaus stärker als bisher zu recyceln und staatliche Maßnahmen zur Rückgewinnung von Rohstoffen aus der Produktionskette (Abfallentsorgung) zu forcieren – etwa durch eine Pfandpflicht auf Mobiltelefone – geht es Angrick auch um ganz grundsätzliche Verhaltensänderungen bei den Konsumenten. Was beim Carsharing schon funktioniert, könnte durch eine entsprechend fördernde staatliche Steuerpolitik auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Zudem hätte die Industrie – wenn immer mehr Produkte geteilt und nicht gekauft würden – ein gestiegenes Interesse, langlebigere Produkte herzustellen, als das momentan der Fall ist. Man wird in der notwendigen Auseinandersetzung mit Angricks Ideen das Gesamtbild seiner Vorstellungen im Blick behalten müssen – nur so lässt sich seine auf Nachnutzung und Nachhaltigkeit ausgerichtete Teillösung für eine überlebensfähige Menschheit am Ende des 21. Jahrhunderts adäquat beurteilen. Als Desiderat bleibt indes die Frage, wie denn, angenommen die Politik würde sich zu entsprechenden Gesetzgebungen entschließen und die Industrie dem folgen, der Verbraucher – also jeder Einzelne von uns – zu einer Änderung seines Verhaltens zu bewegen wäre. Das ist die wirklich große Aufgabe – jenseits aller Teilprobleme.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.45 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Michael Angrick: Ressourcenschutz. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36960-ressourcenschutz_45201, veröffentlicht am 10.04.2014. Buch-Nr.: 45201 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken