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Christoph Scherrer / Debdulal Saha (Hrsg.)

The Food Crisis. Implications for Labor

München/Mering: Rainer Hampp Verlag 2013 (Labor and Globalization 2); X, 215 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-86618-393-3
Nahrungsmittel sind – spätestens seitdem sie zu einem an der Börse handelbaren Spekulationsobjekt avanciert sind – zu einem knappen Gut und damit auch zu einem massiven sozialen Problem geworden. Vor allem für die Produzenten ist ihre Herstellung kaum noch zu finanzieren. Der Sammelband versucht – zumeist anhand konkreter Fallbeispiele –, die Ursachen dieser Nahrungsmittelkrise ebenso zu benennen wie mögliche Lösungsoptionen aufzuzeigen. Anhand der Nahrungsmittelkrise von 2007/8 in Ostafrika zeigen Thomas Ogola und Jane Sawe zunächst, dass für die gegenwärtige Durchschlagskraft solcher Krisen eben nicht singuläre Ereignisse in Form von Naturkatastrophen oder Missernten verantwortlich sind, sondern ein Zusammenspiel mehrerer Krisen, noch dazu menschengemachter: „This is because food crises are compunded by a combination of global price trends, government policy and other crises such as the global financial crisis.“ (29) Diese – aus Sicht der Produzenten der Nahrungsmittel – exogenen Faktoren werden durch Probleme im Umgang mit der Ressource Arbeitskraft noch verschärft. Wie Edward Webster und Mbuso Nkosi am Beispiel des Agrarsektors in Südafrika zeigen, sind Maßnahmen zur Durchsetzung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen noch immer alles andere als ein „immediately achievable goal“ (92). Die Landarbeiter verfügen über eine unterdurchschnittliche Bildung und die Implementierung gewerkschaftlicher Strukturen, die ihnen bei der Durchsetzung ihrer Rechte helfen könnten, erweist sich wegen der schwachen rechtlichen und vertraglichen Position der Arbeiter als schwierig. In diesem Zusammenhang sind die Auszüge, die die Autoren aus Fragebögen von Betroffenen zusammengestellt haben, eine überaus bedrückende Informationsquelle. Sharit K. Bhomwik, Indira Gartenberg und Kanchan Sarker plädieren dafür, mit geeigneten staatlichen Maßnahmen wenigstens die Grundversorgung der Menschen sicherzustellen. Sie schlagen mit Blick auf die arme Stadtbevölkerung Indiens vor, kombiniert Sachspenden und Geld zu verteilen. Insbesondere die Befürchtung, Geld würde vornehmlich in Alkohol umgesetzt, habe sich bei einer Pilotstudie in Neu Delhi nicht bewahrheitet.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.43 | 2.262 | 2.68 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Christoph Scherrer / Debdulal Saha (Hrsg.): The Food Crisis. München/Mering: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36958-the-food-crisis_45132, veröffentlicht am 10.04.2014. Buch-Nr.: 45132 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken