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Hubertus Buchstein (Hrsg.)

Die Versprechen der Demokratie. 25. wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 575 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-0230-5
Die Demokratie, so heißt es im Vorwort von Hubertus Buchstein, trage heute sowohl „Erwartungen und Hoffnungen“ als auch „Enttäuschungen“ und „Funktionsdefizite“ (9) in sich. Vor diesem Hintergrund beschäftigen sich die Autor_innen des Sammelbandes mit grundsätzlichen Fragen der Demokratieforschung. Ganz in diesem Sinne wird in den ersten beiden politikökonomischen Aufsätzen die andauernde Krise als Anstoß genommen, das Verhältnis von demokratischen Idealen und ökonomischen Geboten zu beleuchten. Henrik Enderlein skizziert Modi kollektiver wirtschaftspolitischer Entscheidungsfindung und konstatiert in Krisenzeiten ein Verfahren der „Ad‑hoc‑Technokratisierung“ (46). Angesichts dieses Szenarios spricht Enderlein von einem Substanzverlust der Demokratie, der über die vielbeschworenen Befunde der Postdemokratiedebatte hinausweise und bei der „fundamentaleren“ (72) Frage ansetzen müsse, wie wirtschaftspolitische Entscheidungen über Grenzen hinweg demokratisch legitimiert werden können. Martin Saar und Winfried Thaa sehen aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Gestalt des Demos in Vielheit und Differenz begründet. Daraus folgt bei Thaa, dass sich die Handlungsfähigkeit eines Demos nicht an ethnischer Verbundenheit oder gemeinsamer Betroffenheit festmachen lasse, sondern am Konfliktcharakter von Repräsentationsbeziehungen. Das von Enderlein aufgeworfene Problem führt damit zu der Frage, ob es gelingt, „Konflikte als politische Alternativen in einem gemeinsamen Handlungsraum zu repräsentieren, der öffentlichen Auseinandersetzung zu unterwerfen und […] in Wahlen durch politisch gleiche Bürger entscheiden zu lassen“ (119). Der Band dokumentiert einen Ausschnitt des 25. Kongresses der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft in Tübingen 2012. Auf die Veröffentlichungen der Plenarvorträge folgen Beiträge aus den Veranstaltungen der Sektionen, in denen demokratietheoretische Beiträge überwiegen. Im letzten Drittel des Bandes sind Positionen zusammengetragen, die sich auf die noch andauernde Debatte über die Rolle deutscher Nachkriegspolitologen während der Zeit des Nationalsozialismus beziehen.
Hendrik Claas Meyer (HCM)
M. A., Politikwissenschaftler und Soziologe, Universität Bayreuth.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.262 | 2.32 | 3.3 | 1.1 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Claas Meyer, Rezension zu: Hubertus Buchstein (Hrsg.): Die Versprechen der Demokratie. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36852-die-versprechen-der-demokratie_45103, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45103 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken