Skip to main content
Baris Karaagac (Hrsg.)

Accumulations, Crises, Struggles. Capital and Labour in Contemporary Capitalism

Wien/Berlin: Lit 2013 (Politik, Gemeinschaft und Gesellschaft in einer globalisierten Welt 15); VIII, 301 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90411-9
„This is a book about capitalism“ (1), heißt es mit eindringlicher Klarheit gleich zu Beginn des Sammelbandes. Damit ist eindeutig, wie die Autor_innen ihre Analysen zu unterschiedlichsten Bereichen und vor allem quer über den Globus strukturell rückbinden. Von der immer noch andauernden Finanzkrise zum Elend des globalen Südens, über Austeritätspolitiken und Kriseninterventionen, ideologische Normalisierungsstrategien und Umstrukturierungen: Es sind die Effekte eines kapitalistischen (globalen) Akkumulationsregimes namens Neoliberalismus. Die Vielschichtigkeit der Ausprägung und Erfahrung des gegenwärtigen Kapitalismus wird in den Analysen reflektiert – ohne in eine reduktionistische Falle zu tappen. So beginnt der Band gleich mit einer Horizonterweiterung – Gregory Albo interveniert in die verkürzte Debatte zwischen neoliberaler und keynesianistischer Alternativlosigkeit, indem er genau dieses Dilemma als Teil der kapitalistischen Logik ausweist. Es geht dann nach Europa, wo die Eurokrise als Herausforderung des neoliberalen Common Sense aufgefasst werden müsse (Ingo Schmidt), in den Nahen Osten, wo sich die Versicherheitlichungsnarrative um den War on Terror als systemstabilisierende Diskurse entlarven ließen (Anna Agathangelou) und zu den arabischen Golfstaaten, deren spezifische Klassenformation migrantischer Arbeit nur scheinbar die Krise abwende (Adam Hanieh). Für diesen Kontext unabdingbar bleibt der Blick nach Lateinamerika, dem neoliberalen Versuchslabor, in dem sich nun starke anti‑neoliberale Kräfte beobachten ließen (Viviana Patroni/Ruth Felder). Zwischen den Analysen regionaler Spezifika tritt immer wieder auch die Reflexion darüber hervor, wie sich bestimmte Systemmerkmale transformiert haben – sei es in Bezug auf Arbeitszeit und Wettbewerb (Christoph Hermann), den Begriff der Klasse, die Finanzialisierung von Kapital (Maria de Lourdes Mollo) oder die Produktion von Wissen (Eric Newstadt). Trotz der enormen thematischen Bandbreite gelingt es den Autor_innen, den Blick auf die strukturellen Zusammenhänge im Auge zu behalten. Damit ist es vielleicht eine der wichtigsten Leistungen des Bandes, den vermeintlich unzusammenhängenden Gegenständen einen gemeinsamen Namen zu geben und klar zu sagen: Das ist ein Buch über den Kapitalismus.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 4.4 | 2.22 | 2.63 | 2.65 | 2.67 | 2.68 | 2.2 | 4.43 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Baris Karaagac (Hrsg.): Accumulations, Crises, Struggles. Wien/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36851-accumulations-crises-struggles_45099, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45099 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken