In den vergangenen Jahren ist viel über Brasilien, China und Indien sowie ihren wirtschaftlichen Aufstieg geschrieben worden. Vor allem China stand und steht dabei im Fokus des medialen Interesses und wurde beziehungsweise wird mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung bedacht. Der Spiegel‑Auslandskorrespondent Erich Follath bietet angesichts der Widersprüchlichkeit der Prognosen und Meinungen Orientierung, indem er die häufig gestellte Frage beantwortet, was der relative Niedergang der USA und Europas im Verhältnis zu „BRASILCHINDIA“ (15) wirtschaftlich und politisch zu bedeuten hat. Dabei will er nicht bloß Statistiken und ihre Zahlen sprechen lassen, sondern die Leser_innen an seinen persönlichen Eindrücken von Traditionen, Religionen und vor allem Persönlichkeiten aus den drei von ihm in den vergangenen Jahrzehnten häufig besuchten Städten und Staaten teilhaben lassen. Vor diesem Hintergrund berichtet er in kleinen Episoden und Ausschnitten aus dem Leben von Menschen aus allen Schichten und Milieus und reichert diese durch Erläuterungen des historischen Kontexts an. Dabei profitiert er von einer beeindruckenden Anzahl von Begegnungen mit Intellektuellen, Kulturschaffenden, Politikern und Wirtschaftsführern genauso wie mit einfachen Bürgern, die in unterschiedlichster Weise vom Wandel in ihren Staaten – im Positiven wie Negativen – betroffen sind. Das Buch erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem alle drei Staaten Einbrüche in ihren Wachstumsraten zu verzeichnen haben und sich die Frage aufdrängt, inwieweit die BRICS‑Staaten und ihre Führungsmächte vor einer „notwendigen Korrektur – oder de[m] Beginn eines Absturzes“ (28) – stehen. Follath beantwortet diese Frage nicht abschließend – wie auch, ist auch ihm ein Blick in die Zukunft wohl kaum möglich. Seine Schilderungen, Thesen und die vermittelten Eindrücke geben den Leser_innen jedoch ein Gefühl dafür, welche Dynamiken von diesen Staaten auch für Deutschland und Europa ausgehen.