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Bernhard Heinzlmaier / Philipp Ikrath

Generation Ego. Die Werte der Jugend im 21. Jahrhundert

Wien: Promedia 2013; 206 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-361-7
Ein wenig skeptisch wird mancher werden, wenn eine Untersuchung zu den Werten junger Menschen beim Titel „Generation Ego“ schon gleich ohne ein Fragezeichen auskommt. Die beiden Autoren, die in der Jugend‑ und der Marktforschung tätig sind, stellen bei der Definition heraus, dass – abseits von Altersmarken wie der Volljährigkeit – „die Jugend immer länger andauert. Sie beginnt immer früher und endet immer später“ (12). Auch weil junge Menschen heute länger in Ausbildungszusammenhängen verblieben, seien viele „in einer statusinkonsistenten Grauzone zwischen dem Jugendlich‑ und dem Erwachsenensein“ (14). Die Autoren blicken auf Jugendszenen und ‑milieus, auf die gesellschaftliche Stellung junger Menschen sowie Wertorientierungen und Wertewandel. In neun Kapiteln arbeiten sie dabei bekannte Tendenzen ab, sei es Individualisierung, wachsender Konkurrenzdruck oder – der Diagnose des Soziologen Hartmut Rosa folgend – die Beschleunigung aller Lebensbereiche. Stress und Unsicherheit seien dabei „Symptome des vorherrschenden Zeitgeists“ (67). Die Autoren bieten weniger neue Gedanken als eher eine Zusammenfassung von Trends anhand bestehender Forschungsliteratur und Studien. Leider wird nicht immer klar, ob sich die Ausführungen auf Deutschland, Österreich oder beide Länder beziehen. Auch die gelegentlichen theoretisch‑philosophischen Exkurse – etwa zu Simmel, Elias, Foucault oder auch Marx – sind nicht in jedem Fall zielführend für das eigentliche Thema: die Jugend. Durchzogen ist der Band von offener Kapitalismus‑ und Materialismuskritik, bisweilen gepaart mit geradezu verbitterten, verallgemeinernden Diagnosen: So müsse man sich „auf eine Generation der amoralischen, verängstigten Mitmacher einstellen“, die „von ‚äußeren Gütern’ und nicht von inneren Überzeugungen getrieben ist“ (48). Dass die Mehrheit der jungen Menschen heute „nahezu gänzlich frei von Zivilcourage zu sein“ (96) scheint, führen die Autoren auf das „Moralproblem im Kapitalismus“ (103) zurück. Man kann sich des Eindrucks kaum erwehren, dass in ihren Augen früher vielleicht doch alles – insbesondere die Jugend – besser war als heute.
Frank Kaltofen (FK)
Politikwissenschaftler, Promotionsstudent, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 | 2.4 Empfohlene Zitierweise: Frank Kaltofen, Rezension zu: Bernhard Heinzlmaier / Philipp Ikrath: Generation Ego. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36774-generation-ego_45085, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 45085 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken