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Chrystia Freeland

Die Superreichen. Aufstieg und Herrschaft einer neuen globalen Geldelite. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2013; 358 S.; 22,99 €; ISBN 978-3-86489-045-1
Die Journalistin Chrystia Freeland betrachtet das Problem der wachsenden Einkommensungleichheit – sowohl in den USA als auch auf globaler Ebene – aus einem bisher vernachlässigten Blickwinkel. Sie nimmt „die Superreichen“ unter die Lupe, die in der US‑amerikanischen Bevölkerung das eine Prozent ausmachen, an das beispielsweise in der Zeit von 2002 bis 2006 drei Viertel des gesamten Einkommenszuwachses im Land gingen. Freeland untersucht Leben, Herkunft, Beziehungen und Einstellungen der Superreichen, um die weltwirtschaftlichen Wandlungsprozesse zu verstehen. Dabei bezieht sie ebenfalls die Auswirkungen von Globalisierung und technologischer Revolution sowie die „Rückkopplungsschleife zwischen Geld, Politik und Ideen“ (15) mit ein. Sie beschreibt die neue Geldelite als „ein Volk für sich“, als „transglobale Gemeinde von Gleichen […], die untereinander mehr gemeinsam haben als mit ihren Landsleuten daheim“ (20). Bemerkenswert ist, dass sie heutzutage als arbeitende Reiche gelten. Gehaltseinkünfte statt Einkommen aus Kapitalerträgen begründen größtenteils ihr Vermögen. Freeland schreibt: „Den Aufstieg selbst geschafft zu haben ist ein wesentlicher Teil des Selbstbilds der globalen Plutokraten von heute. So rechtfertigen sie ihren Luxus, ihren Status und ihren Einfluss.“ (63) Einher gehe dies oftmals mit einer öffentlichen Philanthropie, die ähnlich wie unternehmerische Erfolge kalkuliert werde. Kritisch werde die Situation allerdings erst, so Freeland, wenn sie „ihr Geld einsetzen, um eine politische Agenda zu finanzieren, die sich nahtlos mit ihren persönlichen Geschäftsinteressen oder mit den Interessen der plutokratischen Klasse als Ganzes deckt“ (97). Bei dem Aufdecken des Verhaltens dieser neuen Geldelite wird Freeland nie kapitalismuskritisch; alle Besorgnisse, was der Aufstieg der Plutokraten für die bereits vorhandene Einkommensschere bedeutet, liegen für sie in der Elite selbst. Eine Abnahme sozialer Mobilität durch ein Abschotten der Superreichen, also der Versuch, „die Leiter, die sie emporgestiegen sind, hinter sich hochzuziehen“ (313), verschärfe die Ungleichheit weiter, mit all ihren Auswirkungen etwa auf bürgerliche Wertvorstellungen oder Verbrechensraten. Freelands Erkenntnis: Macht verführt; „selbst kluge, weitsichtige Plutokraten können sich von ihren eigenen kurzfristigen Eigeninteressen verleiten lassen, die Grundlagen des Wohlstands ihrer eigenen Gesellschaft zu untergraben“ (319).
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Chrystia Freeland: Die Superreichen. Frankfurt a. M.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36757-die-superreichen_44739, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 44739 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken