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Peter Clausing

Die grüne Matrix. Naturschutz und Welternährung am Scheideweg

Hamburg/Münster: Unrast 2013 (Studien zur globalen Gerechtigkeit 3); 155 S.; 13,- €; ISBN 978-3-89771-517-2
Folgt man Peter Clausing, sind bisherige Ansätze, Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft, die Bekämpfung des Hungers und den Erhalt der Biodiversität miteinander zu vereinbaren, gescheitert. In seinem Buch kritisiert der Autor daher Prozesse wie das Landgrabbing ebenso wie das Konzept des Land Sparings, die nach Ansicht von Clausing beide miteinander zusammenhängen. Während Landgrabbing der breiteren Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren durchaus bekannt geworden ist, geht es bei letzterem Ansatz um den noch nicht allgemein wahrgenommenen Versuch, den Erhalt von Natur‑ und Biodiversität durch die Einrichtung von Schutzzonen zu erreichen. Tatsächlich handelt es sich dabei laut Clausing nicht nur um die Erhaltung einer Illusion von unberührter Natur, sondern um einen Enteignungsprozess, „der dem agrarischen Landgrabbing mehr als ebenbürtig ist und dieses bislang sogar noch in den Schatten stellt“ (21). Die unmittelbaren Folgen sind Landlosigkeit und die Vertreibung von Menschen. Angesichts dieser Entwicklungen spricht sich Clausing für die Hinwendung zur Agrarökologie aus – ein Konzept, das in Deutschland bereits länger diskutiert, gelehrt und auch angewandt wird. Unter dem Begriff der „grünen Matrix“ (so auch der Titel des Buchs) führt Clausing in einen agrarökologischen Ansatz des Land Sharings ein, der neben der Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge und Einkommen auch die Berücksichtigung der Lebenssituation von Kleinbauern sowie die Zukunftsfähigkeit, das heißt die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft im engeren Sinne, verspricht. Deutlich wird bei der Lektüre, dass es dem Autor dabei weniger um die selektive Anwendung einzelner agrarökologischer Methoden geht als um ein holistisches Denken und Handeln im Sinne agrarökologischer Systeme. Agrarökologie wird hier im weitestmöglichen Sinne als Wissenschaft, Bewegung und Praxis verstanden. Wenig verwunderlich ist daher die kompromisslose Haltung Clausings. Agrarökologie kann für ihn nicht neben einer Landwirtschaft funktionieren, die auf Gentechnik basiert und Land Sparing als „Naturschutzinseln in einem Meer von Monokulturen“ (136) lediglich als ein Zugeständnis versteht.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.45 | 4.43 | 2.261 | 2.22 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Peter Clausing: Die grüne Matrix. Hamburg/Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36698-die-gruene-matrix_44726, veröffentlicht am 06.02.2014. Buch-Nr.: 44726 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken