Auf der „Suche nach einer stärker historischen oder dialektischen Vermittlung zwischen Sein und Ereignis“ (165) im Sinne einer linken Emanzipationspolitik begegnet der Romanist Bruno Bosteels dem philosophischen Werk Alain Badious. Dabei entwickelt er die These, Badious Denken eines Ereignisses bleibe keine mystische Figur, sondern entdecke nur die Dialektik von Sein, Geschichte, Philosophie und Politik neu. Wurzel und Ausgangspunkt seiner Betrachtungen bildet dabei das nicht ins Deutsche übersetzte Buch „Théorie du sujet“ (Theorie des Subjekts) von 1982, das Bosteels 2009 ins Englische übersetzte. Es ist eine Theorie des Subjekts, „die nicht mehr auf eine ideologische Funktion reduziert würde, sondern welche die Besonderheit der verschiedenen subjektiven Figuren innerhalb der verschiedenen generischen Prozeduren der Wahrheit berücksichtigen würde“ (36). Der Autor zeichnet eine philosophische Linie bis zu den beiden anderen Hauptwerken „Das Sein und das Ereignis“ sowie „Logiken der Welten“. Der im Untertitel versprochene Blick auf den Werdegang eines Streitbaren liefert weniger eine biografische Erzählung (diese fehlt beinahe völlig), sondern eine neue Lesart Badious, die ihre Schwerpunkte bei seinen Lehrern Louis Althusser und Jacques Lacan gleichermaßen wie bei seinem maoistisch inspirierten Kommunismus setzt. Das Denken von Widersprüchen in der Historie und der Wirklichkeit wird zum Gemeinsamen bei Badiou und Althusser. Auch vor diesem Hintergrund schreibt Bosteels keine Einführung in das philosophische Denken Badious, sondern setzt die Bereitschaft voraus, seiner kritischen Lesart auf der Basis einer eigenen Lektürekenntnis zu folgen. So entblättert er den argumentativen Leitfaden über die Beziehung von Philosophie und Ideologie bis zu den Bedingungen seiner Philosophie: Kunst, Wissenschaft, Liebe und Politik.