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Oliver Dlabac

Demokratische Optionen, demokratische Herausforderungen. Vergleichende Analyse der Schweizer Kantone

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Politik und Demokratie in den kleineren Ländern Europas 8); 260 S.; 44,- €; ISBN 978-3-8487-0801-7
Diss. Bern; Begutachtung: A. Vatter, S. Pickel. – Anhand eines sehr umfangreichen Datensatzes versucht Oliver Dlabac methodisch anspruchsvoll durch „die Fokussierung auf die subnationale Ebene der Schweizer Kantone einen Vergleich eher radikaler Demokratien mit liberaler ausgestalteten Demokratien im Quer‑ und Längsschnitt“ (31) vorzunehmen. Unter Bezugnahme auf bedeutsame Theoretiker der Ideengeschichte differenziert der Autor grundlegend zwischen liberalen und radikalen Demokratiekonzepten und bescheinigt „sämtlichen Kantonen einen Ausbau der Demokratiequalität in den meisten Dimensionen“ (76). Bereits auf Seite 80 stellt er fest, „dass sich die Schweizer Kantone nicht in einem Spannungsfeld zwischen liberaler und radikaler Demokratie bewegen, sondern vielmehr zwischen repräsentativ‑inklusiver [...] und partizipatorisch‑exklusiver Demokratie“. Deshalb erscheint es fragwürdig, weshalb die gesamte Studie auf der Dichotomie von liberal und radikal basiert. Zweifelsfrei entsprechen die empirische Erhebung und Systematisierung der Daten einer bemerkenswerten wissenschaftlichen Leistung. Leider gelingt es Dlabac jedoch nicht, die Ergebnisse allgemeinverständlich zu erklären und politikwissenschaftlich präzise einzuordnen. Stattdessen befinden sich auf 217 inhaltlichen Textseiten insgesamt 51 teils mehrseitige Tabellen und 21 Abbildungen, die die Argumentationsstruktur mitunter überdecken. Vielleicht übersteigt ein derartig aufwendiges Messinstrument und dessen Analyse das inhaltlich mögliche Ausmaß einer Dissertation. Eine Konzentration auf bestimmte Teilbereiche der untersuchten Dimensionen wäre womöglich sinnvoller und zielführender gewesen. Die methodische Vorgehensweise verdeutlicht, wie kompliziert die quantitative Messung von Demokratiequalität ist – insbesondere wenn das Zahlenmaterial gelegentlich nur beiläufig in die Untersuchung einbezogen wird. Immerhin zeigt die Dissertationsschrift an mehreren Stellen ausdrücklich auf, in welchen Bereichen zusätzlicher Forschungsbedarf besteht. Die akribische Datenerhebung lässt sich deshalb sicherlich für weiterführende politikwissenschaftliche Analysen verwenden.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.5 | 2.2 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Oliver Dlabac: Demokratische Optionen, demokratische Herausforderungen. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36570-demokratische-optionen-demokratische-herausforderungen_44891, veröffentlicht am 02.01.2014. Buch-Nr.: 44891 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken