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Wolfgang G. Schwanitz

Islam in Europa, Revolten in Mittelost. Islamismus und Genozid von Wilhelm II. und Enver Pascha über Hitler und al-Husaini bis Arafat, Usama Bin Ladin und Ahmadinejad sowie Gespräche mit Bernard Lewis

Berlin: trafo Wissenschaftsverlag 2013 (Amerika – Nahost – Europa: Regionalhistorische Komparatistik: Politik, Wirtschaft, Militär und Kultur 2); XII, 782 S.; 96,80 €; ISBN 978-3-86464-018-6
Das anspruchsvolle Ziel des Buches, sowohl den Islam in Europa als auch die Revolten im Nahen und Mittleren Osten zu beleuchten, erklärt den Umfang der Monografie von fast 800 Seiten. Schwanitz‘ These lautet unter anderem, dass die Wahlsiege der Islamisten in Mittelost zu einer „gefährlichen Weltlage“ (IX) geführt haben. Die islamistische Ideologie, der Schwanitz zufolge Salafisten, Moderate und Modernisten anhängen, drücke sich in einem Streben nach einem Islamstaat aus. Da sich nach seiner Ansicht dieser Islamismus in Amerika, Mittelost und Europa auf dem Vormarsch befindet, untersucht er die Zusammenhänge zwischen diesen drei Erdregionen. Schwanitz vertritt dabei den Standpunkt, dass die europäischen Demokratien „belagert“ seien und die Islamisten die Bürger „bedrohen“ (X). Deutschland würde es zudem an einer „Agenda des Antiislamismus“ (55) mangeln, die eine antiislamistische Politik der Kooperation mit Mittelost einschließen müsse. Gleichzeitig hält Schwanitz es für möglich und nötig, islamische Demokratien in Mittelost zu schaffen, die die Voraussetzung für eine friedliche Entwicklung dieser Region seien. Um die historischen Grundlagen der Entwicklung des Islamismus zu erklären, spannt er einen weiten Bogen. Während das erste Kapitel noch die amerikanischen und europäischen Reaktionen auf die These des Mittelost‑ und Islamforschers Bernard Lewis, nach der Europa bis 2100 islamisch sein werde, behandelt, geht Schwanitz danach chronologisch vor, indem er zuerst über die deutsche Islampolitik von Kaiser Wilhelm II. und Adolf Hitler aufklärt. Dabei sei der Islamismus durch einen Pakt zwischen Deutschen und Osmanen beziehungsweise Nationalsozialisten und Islamisten benutzt und gefördert worden. So habe etwa Hitler einen Genozidpakt gegen Juden in Europa und in Mittelost mit dem Islamisten Amin al‑Husaini abgeschlossen. Ein großer Fehler sei es von den Alliierten gewesen, den Kriegsverbrecher al‑Husaini anschließend nicht vor ein Gericht gestellt zu haben, denn nach 1946 sei dieser für Kriege und Terror in Mittelost verantwortlich gewesen. Nach einer Vertiefung der These der Verstrickung von islamistischen, faschistischen, nationalsozialistischen und dann auch kommunistischen Ideologien während des Kalten Krieges und der anschließenden Globalära beleuchtet Schwanitz die Revoltenjahre 2011 und 2012 in Mittelost. Ein weiterer Abschnitt gibt veröffentlichte und unveröffentlichte Gespräche mit Bernard Lewis wieder und zuletzt werden noch dessen Vita und Werk vorgestellt.
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Rubrizierung: 2.23 | 2.31 | 2.63 | 2.25 | 4.1 | 1.3 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Wolfgang G. Schwanitz: Islam in Europa, Revolten in Mittelost. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36547-islam-in-europa-revolten-in-mittelost_27731, veröffentlicht am 02.01.2014. Buch-Nr.: 27731 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken