Raum und Grenze
Peter Cornelius Mayer‑Tasch analysiert die Bedeutung von Raum und Grenze für das menschliche Dasein. Dabei verweist er auf die Dialektik der beiden Begriffe, die entscheidend ein gesellschaftliches Miteinander gestaltet. Dieser Dialektik nähert er sich in vier Essays, in denen das Begriffspaar aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Der Autor arbeitet mit etymologischen, literarischen und philosophischen Herleitungen, die im Anschluss durch den visuellen Eindruck verschiedener Grenzsituationen anhand von Fotografien bereichert werden. Damit gelingt ihm nicht nur eindrucksvoll, (sprachliche) Herkunft und tatsächliche Bedeutung von Raum und Grenze darzulegen, sondern auch deren heutige Bedeutung und Rolle im täglichen Leben genauer zu umreißen. Eigentum, Gemeinschaft sowie eine staatliche Ordnung sind ohne die Dialektik von Raum und Grenze für ihn nicht denkbar. Im weiteren Verlauf beschäftigt sich Mayer‑Tasch mit politischen, ökonomischen sowie ökologischen Aspekten von Raum und Grenze. Die „große Fortschritts‑ und Gleichheitsschlacht scheint an allen Fronten verloren“ (111) – mit dieser Feststellung wendet er sich einerseits gegen die Entgrenzung in Form der Globalisierung. Andererseits spricht er sich für die Rückbesinnung auf die wichtige Rolle von Raum und Grenze für das menschliche Zusammenleben aus. Zur „Umwandlung der heutigen Weltwirtschaftsdynamik“ (114) müsse ein geordneter Rückzug zur rechten Zeit erfolgen. Damit könne es gelingen, politische und religiöse Spannungen zu reduzieren. Die Globalisierung scheint für Mayer‑Tasch die Ordnung von Raum und Grenze und damit eine der wichtigsten Orientierungspunkte menschlichen Daseins zu verwischen. Dadurch würden den Menschen notwendige Determinanten entzogen, denn Grenzerfahrungen gehörten zum alltäglichen Leben und stifteten Identität, so der Autor. Abschließend spricht er den Regionalismus innerhalb der EU an, den er als einen Beweis dafür sieht, wie sich Raum und Grenze neu manifestieren können.