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Karl-Martin Hentschel

Von wegen alternativlos! Die gerechte Gesellschaft als Ziel

Zürich: Europa Verlag 2013; 284 S.; hardc., 19,- €; ISBN 978-3-905811-77-3
Karl‑Martin Hentschel umschreibt sein Buch als „Wanderung durch ein Mosaik von Philosophien und Realitäten“ (80), auf der er gleichzeitig Visionen und praktikable Lösungen für die Frage sucht: „Welche Gesellschaft wollen wir haben?“ Die Antwort liefert der Politiker der Grünen gleich mit: „Gerecht soll sie sein und wirtschaftlich erfolgreich, nachhaltig und sicher, demokratisch und doch handlungsfähig.“ (12) Den Weg dorthin sieht Hentschel als „permanenten Trial‑and‑Error‑Prozess“ (93), weshalb er auch für ein neues Bild von Politik plädiert: Nicht das Vermeiden von Fehlern solle belohnt werden, sondern das selbstkritische und flexible Nachkorrigieren. Im ersten Teil des Bandes geht es um Utopien einer guten Gesellschaft. Dazu stellt Hentschel verschiedene Ansätze vor, unter anderem das Konzept der Verwirklichungschancen von Amartya Sen und Martha Nussbaum sowie Elinor Ostroms Theorie über Gemeingüter. Zur Untermauerung seiner Argumentation, dass Wohlbefinden mehr und vor allem wichtiger sei als Wohlstand, erläutert Hentschel diverse Indizes zur Messung von Höhe und Verteilung des Wohlbefindens. Im zweiten Teil untersucht der Autor verschiedene gesellschaftliche Modelle anderer Staaten, konkrete, „bereits erprobte Bausteine in der real existierenden Welt von heute“ (93). So analysiert er das dänische und schwedische Kommunalmodell und erörtert, auf welche Weise und mit welchen Vorteilen es sich in Deutschland umsetzen ließe. Ebenso gründlich und plausibel präsentiert er seine Überlegungen zu einem fairen Steuersystem und einem gerechten und erfolgreichen Sozialstaat. Die Debatte über das deutsche Bildungs‑ und Schulsystem sei ein besonders heißes Eisen. Auch hier arbeitet Hentschel mehrere Faktoren für ein erfolgreiches Modell heraus, betont aber die Schwierigkeiten einer Änderung des bisherigen Systems in Deutschland: „Dies ist ein erschreckendes Beispiel dafür, wie schwer es einer Gesellschaft fällt, umzusteuern, selbst wenn alle Fachleute wissen, dass es nötig ist.“ (174) Die Lösungsansätze, die Hentschel anbietet, sind praktikabel, realisierbar oder sogar schon irgendwo realisiert. Für das größte Hindernis jedoch hält auch der Autor keine einfache Lösung parat, an dieser Stelle bleibt ihm nur der Appell: „Es bedarf handelnder Akteure, Menschen, die sich nicht von Sachzwängen einschüchtern lassen, die die Angst vor der Zukunft überwinden und den politischen Willen haben, die Welt zu verändern.“ (255)
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.2 | 2.3 | 2.22 | 2.262 | 2.342 | 4.43 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Karl-Martin Hentschel: Von wegen alternativlos! Zürich: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36435-von-wegen-alternativlos_44473, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44473 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken