Skip to main content
Michael Barthel / Benjamin Jung

Völkischer Antikapitalismus? Eine Einführung in die Kapitalismuskritik von rechts

Hamburg/Münster: Unrast 2013 (unrast transparent: rechter rand 9); 87 S.; 7,80 €; ISBN 978-3-89771-114-3
Mit Slogans wie „Global dient dem Kapital – Sozial geht nur national“ oder „Kapitalismus – Feind der Völker“ versucht die NPD bereits seit Jahren die „Soziale Frage“ in ihrem Sinne zu besetzen und neue Wählerschichten anzusprechen. Die völkisch begründete Kritik am Kapitalismus ist jedoch gewiss kein neues Phänomen. Ideologische Elemente eines völkisch‑rassistisch codierten Antikapitalismus sind bereits im späten 19. beziehungsweise frühen 20. Jahrhundert zu finden. Michael Barthel und Benjamin Jung skizzieren in ihrem übersichtlichen Einführungsband die historischen Entwicklungslinien sowie die unterschiedlichen ideologischen Charakteristika des völkischen Antikapitalismus in Deutschland. In diesem Zusammenhang konzentrieren sich die Autoren sowohl auf die ideengeschichtlichen Vorläufer des völkisch‑antikapitalistischen Denkens als auch auf deren Wiederentdeckung und Weiterentwicklung durch die extreme Rechte nach 1945. Speziell im Zuge der fortschreitenden Globalisierung, so Barthel und Jung, avancierte die „Soziale Frage [...] zu einem zentralen Thema der Strategie des ‚Kampfs um die Straße‘ [... und] zum zweitwichtigsten Mobilisierungsanlass der Neonaziszene“ (49). Rückgriffe und Bezugnahmen auf Terminologien, die vormals eher innerhalb linker Globalisierungskritiker anzufinden waren, sind dabei keine Seltenheit – wenngleich sich die von sogenannten Freien Kameradschaften, aber auch der NPD formulierten antikapitalistischen Forderungen zumeist aus „antisemitischen, rassistischen, autoritären, antifeministischen, antibürgerlichen, nationalistischen und antiemanzipatorischen Elementen“ (8) speisen und letztlich in einer Beschwörung der nationalen Solidarität sowie „im Ruf nach einem protektionistisch ausgerichteten, ethnisch homogenen Nationalstaat“ (54) münden. Das Werk bietet den Leser_innen eine überschaubare Übersicht über das theoretische Fundament des völkischen Antikapitalismus sowie einen groben Einblick in aktuelle sozial‑ und wirtschaftspolitische Diskurse und Kampagnen der deutschen Neonaziszene. Wer eine detailliertere und präzisere Analyse rechtsextremer Globalisierungs‑ oder Kapitalismuskritik sucht, wird jedoch an anderer Stelle fündig, beispielsweise in dem von Richard Gebhardt und Dominik Clemens herausgegebenen Sammelband „Volksgemeinschaft statt Kapitalismus?“ (siehe Buch‑Nr. 36749).
Björn Allmendinger (BA)
M. A., Politikwissenschaftler/Historiker, Studienleiter des "Gesamteuropäischen Seminars" im Bildungszentrum Hustedt (Celle), Lehrbeauftragter an der Universität Hannover.
Rubrizierung: 2.37 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Björn Allmendinger, Rezension zu: Michael Barthel / Benjamin Jung: Völkischer Antikapitalismus? Hamburg/Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36315-voelkischer-antikapitalismus_42342, veröffentlicht am 24.10.2013. Buch-Nr.: 42342 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken