Fünf Sterne gegen Berlusconi. Das Movimento 5 Stelle und sein Weg in die italienische Politik
Abschlussarbeit Göttingen; Betreuung: F. Walter, M. Micus. – „Das Movimento 5 Stelle formierte sich und agiert in einer Zeit, in der das politische System Italiens eine langjährige Krise nach der Krise durchlaufen und die in Italien zudem Ausmaße einer sozialen Krise angenommen hat“ (135 f.), schreibt Bastian Brandau. Dem italienischen Ex‑Komiker Beppe Grillo sei es wie niemandem zuvor gelungen, das Internet für eine neue politische Partizipation zu nutzen. Ausgehend von seinem Blog habe sich eine breite politische Bewegung aus unterschiedlichen Mitgliedertypen entwickelt, die vor allem die Ablehnung des aktuellen politischen Systems zusammenhalte. Grillo komme dabei die Rolle des charismatischen Führers zu, der aber offensichtlich keine politischen Ambitionen zu hegen scheine. Aufgrund seiner dezidierten Kritik und seiner Verdienste als Aufklärer und Ankläger unterscheide er sich aber von klassischen Populisten. Das Movimento 5 Stelle kritisiere die vorhandene Medienlandschaft ebenso wie die politische Korruption und die Umweltpolitik des Landes. Politisch scheine die politische Bewegung – die, ähnlich wie auch andere Akteure in der italienischen Politik, den Begriff der Partei vermeiden will – zwischen den europäischen Grünen und der Piratenpartei angesiedelt zu sein. Vor allem in den Regionen des Landes, in denen eher die links orientierten politischen Kräfte dominierten, sei es den Vertreter_innen der Movimento 5 Stelle gelungen, in politische Ämter zu gelangen. Mittlerweile sei die Bewegung aus der Politik Italiens nicht mehr wegzudenken. Grillo habe erfolgreich eine Nische besetzt, die sich aus dem Parteienverdruss ergeben habe. Seine Anhänger, „die Grillini, sind sicherlich Teil jener italienischen Mittelschichten, die […] Italien retten können“ (136), so Brandau. Um mehr über den neuen politischen Akteur zu erfahren, bietet sich Brandaus Werk sicherlich an. Allerdings wurde das Buch vor den italienischen Parlamentswahlen 2013 veröffentlicht, sodass die aktuellen makropolitischen Verschiebungen nicht abgebildet sind. Trotzdem empfiehlt sich die Publikation für alle, die sich für die italienische Politik oder die E‑Democracy interessieren. Brandau schreibt verständlich und würzt seine Ausführungen mit vielen Anekdoten. Insgesamt handelt es sich um ein gelungenes Buch.