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Stefan Marschall (Hrsg.)

Parteien in Nordrhein-Westfalen

Essen: Klartext 2013; 419 S.; brosch., 19,95 €; ISBN 978-3-8375-0771-3
Die geschichtliche Entwicklung der Parteienlandschaft und der gegenwärtige Stand der Parteien in Nordrhein‑Westfalen stehen im Blickpunkt des von Stefan Marschall herausgegebenen Sammelbandes. Dabei werden im ersten Teil allgemeine Querschnittsperspektiven vorgenommen und unter anderem das nordrhein‑westfälische Parteiensystem, die Verflechtungen mit der Bundespolitik sowie die Europäisierung der Landespolitik behandelt. Laut Christoph Strünck sind lagerübergreifende Bündnisse nach wie vor unwahrscheinlich. Denn seit 1980 gab es nur Lagerkoalitionen und auch gegenwärtig begrenzten sich die realistischen Koalitionsoptionen auf Rot‑Grün und Schwarz‑Gelb. Karl‑Rudolf Korte erörtert den Einfluss der NRW‑Parteien auf die Bundesebene. Insbesondere zu Zeiten der „Bonner Republik“ sei Nordrhein‑Westfalen „immer auch Startpunkt politischer Initiativen sowie Maßstab für Konstellationen auf Bundesebene“ (166) gewesen. Seit dem Regierungsumzug nach Berlin sei dieser Einfluss jedoch deutlich gesunken – einerseits wegen der geografischen Ferne und andererseits durch die generell nachlassende Ausstrahlung der Landes‑ auf die Bundespolitik. Für Korte „spielen in den bundesdeutschen parteipolitischen Machtlandschaften die Parteien aus NRW dennoch eine wahrnehmbare Rolle“ (183). Der zweite Teil des Bandes besteht aus detaillierten Artikeln über die Landesparteien. Neben gut strukturierten Profilen der etablierten Parteien ist die Analyse rechtsextremer und rechtspopulistischer Gruppierungen besonders interessant. Laut Lazaros Miliopoulos verharren die Republikaner, die NPD und Pro NRW in Nordrhein‑Westfalen nach wie vor auf einem schwachen Stand. Daran werde sich mittelfristig kaum etwas ändern, obwohl Pro NRW in den vergangenen Jahren eine gewisse Eigendynamik entwickelt habe. Katharina Hanel und Nadja Wilker analysieren die Kleinstparteien in NRW. Diese „Stiefkinder der Parteienforschung“ (364) fungierten als „belebende Elemente der Parteiendemokratie“ (375) und nähmen eine wichtige Korrektivfunktion gegenüber den größeren Parteien ein. Obwohl inhaltliche Dopplungen aufgrund der Ausführlichkeit des Bandes nicht zu vermeiden sind, bestechen die Beiträge durch einen kohärenten Aufbau, eine logische Verknüpfung und eine sehr gute Lesbarkeit.
Stefan Müller (SMÜ)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Trinity College Dublin.
Rubrizierung: 2.331 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Stefan Müller, Rezension zu: Stefan Marschall (Hrsg.): Parteien in Nordrhein-Westfalen Essen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36155-parteien-in-nordrhein-westfalen_44458, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 44458 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken