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Ingo Take

Globales Regieren auf dem Prüfstand. Nicht demokratisch aber legitim?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Schriften zur Governance-Forschung 26); 359 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-0080-6
Habilitationsschrift Greifswald; Begutachtung: J. Neyer, F. Schimmelfennig, R. Wolf. – Begriffe wie Governance oder Global Governance als Ausdrücke eines zunehmend komplexer gewordenen Normsetzungs‑ und Regelungsprozesses sind in den vergangenen Jahren zu prominenten Konzepten in der politikwissenschaftlichen Debatte avanciert. Vor diesem Hintergrund fragt Ingo Take, welche Legitimität unterschiedliche Governance‑Formen jenseits regierungspolitischer Regelsetzung für ihr Handeln beanspruchen können. Er unternimmt einen „systematischen Vergleich globaler Regelungsarrangements“ (19). Hierzu hat er drei verschiedene institutionelle Arrangements von Regelsetzern (international, transnational und privat) auf der internationalen Ebene ausgewählt, die in den Bereichen Internetinfrastruktur (u. a. ICANN, WSIS), internationale Arbeits‑ und Sozialstandards (u. a. ILO, SAI) sowie Umweltstandards (u .a. PEFC, FSC) angesiedelt sind. Take hat – neben einer detailreichen Aufbereitung der einschlägigen Fachliteratur – innerhalb der Strukturen dieser sowohl privatrechtlich organisierten Akteure als auch klassischen internationalen Organisationen zahlreiche Interviews geführt, die das Material für seine Analyse bilden. In der Auswertung kommt er unter anderem zu dem Schluss, dass gegenwärtig eine „Privatisierung der Kompetenz zum Normenaufstellen“ (19) zu beobachten ist – mithin also eine Verschiebung im Normsetzungsprimat weg vom klassischen Akteur, dem Staat, hin zu nichtstaatlichen Akteuren festgestellt werden kann. Dass damit nicht unbedingt die demokratische Qualität des Regierens steigt, demokratisches Regieren jenseits des Staates kaum möglich scheint, ist angesichts dieser Tendenz eine problematische Diagnose. Denn die Möglichkeit einer normativ gehaltvollen Praxis demokratischen Regierens auf globaler Ebene erweist sich so – und durch Take empirisch untermauert – als immer schwerer zu realisieren.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 2.21 | 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Ingo Take: Globales Regieren auf dem Prüfstand. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36137-globales-regieren-auf-dem-pruefstand_43992, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 43992 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken