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Marcel M. Baumann

Kirchliche Beiträge zur nachhaltigen Friedenskonsolidierung in Post-Konflikt-Gesellschaften. Eine Literaturstudie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie 15); 131 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8487-0169-8
Im Mittelpunkt der Literaturstudie steht die Frage nach den Leistungen vor allem der katholischen Kirche zur nachhaltigen Befriedung von Post‑Konflikt‑Gesellschaften. Statt eines umfassenden globalen Überblicks beschränkt sich der Autor auf Länder, die in dieser Hinsicht besonders relevant sind. Auf der Grundlage von Sekundär‑ und grauer Literatur, Zeitungsmaterial, Websites, Projektberichten der kirchlichen Hilfswerke und Expertengesprächen mit ihren Verantwortlichen analysiert Marcel Baumann die kirchlichen Beiträge zur Friedenskonsolidierung im südlichen Afrika, im Nahen Osten, in Asien, in Süd‑ und Lateinamerika sowie in Europa von zumeist katholischen Hilfswerken wie Misereor oder Caritas international. Zentral sind weniger die einzelnen Ergebnisse der Beispiele als vielmehr drei daraus gewonnene Erkenntnisse, die der Autor als „Lessons Learned“ (75) bezeichnet: Als erstes erkennt Baumann einen wichtigen Beitrag kirchlicher Akteure zur Friedenskonsolidierung, wenn diese indirekt über soziale Projekte Versöhnungsprozesse anstoßen. Zweitens hält er es für sehr wichtig, dass „Friedensindustrien“ vermieden werden. Dieser Begriff bezieht sich auf die große Anzahl an Organisationen, die im Prozess der Friedenskonsolidierung involviert sind und dabei die Tendenz aufweisen, vor allem ihre eigene Existenzgrundlage aufrechtzuerhalten, anstatt zum Frieden beizutragen. In diesem Kontext seien unter anderem Evaluationen der kirchlichen Projekte wichtig, die als Lerninstrumente statt als Sanktionsmittel aufgefasst werden sollten. Baumann betont, dass die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum kritischen Umgang mit der Evaluation eigener Projekte die Arbeit der Kirche im Friedenskonsolidierungsprozess auszeichnet. Die dritte Erkenntnis bezieht sich auf das Ergebnis, dass kirchliche Akteure aus der „Logik der Versicherheitlichung“ (87) aussteigen. Damit würden sie Anliegen von Regierungen, die Fördergelder teils nur dann vergeben, wenn es ihren sicherheitspolitischen Zielen dient, umgehen. Mit dieser kritischen Haltung gegenüber so agierenden Regierungen, die der Autor für notwendig hält, sichern sie sich ihre Unabhängigkeit. Diese ermögliche es den Kirchen, sich im Friedensprozess auszuzeichnen, indem der christliche Wert der Nächstenliebe in den Mittelpunkt gestellt werde. Unterm Strich kommt Baumann jedoch zu einer gemischten Bilanz der kirchlichen Beiträge, da sich auch negative Beispiele aufzeigen lassen. So ist die katholische Kirche beispielsweise im Nordirlandkonflikt etwa im Hinblick auf die Aufarbeitung der eigenen Rolle sehr verhalten aufgetreten.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Marcel M. Baumann: Kirchliche Beiträge zur nachhaltigen Friedenskonsolidierung in Post-Konflikt-Gesellschaften. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36119-kirchliche-beitraege-zur-nachhaltigen-friedenskonsolidierung-in-post-konflikt-gesellschaften_44007, veröffentlicht am 29.08.2013. Buch-Nr.: 44007 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken