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Matthias Hofmann

Schall und Rauch. Der Arabische Frühling in seinen politischen Farben

Würzburg: Königshausen & Neumann 2013; 249 S.; brosch., 24,80 €; ISBN 978-3-8260-4957-6
Matthias Hofmann bezieht in seinen Versuch einer Bilanz der seit 2011 im Nahen und Mittleren Osten um sich greifenden Aufstände nicht nur die Situationen innerhalb der betroffenen Gesellschaften ein. Berücksichtigt werden auch wichtige internationale Akteure (neben punktuellen Bezügen zu einzelnen EU‑Staaten sind dies die USA, Russland, China, die Türkei, Iran und Israel) und deren Interessen – etwa an den regional vorhandenen Rohstoffvorkommen. Daraus entsteht eine spannende, allerdings nur sehr überblicksartige Beschreibung des Arabischen Frühlings, wobei dieser nicht mehr bloß als nationales oder regionales, sondern als weltpolitisches Ereignis dargestellt wird. Damit ist sowohl die größte Leistung als auch das größte Problem benannt. Die Leistung des Autors liegt in der Zusammenstellung von Informationen, die sonst nur verstreut über verschiedene Quellen (in erster Linie Onlinemedien) verfügbar sind. Das zentrale Problem des Bandes folgt dem Zusammentragen auf den Fuß und ist zu einem nicht unerheblichen Grad auch der Aktualität der Ereignisse geschuldet. Weil sich diese immer noch entwickeln – man denke etwa gegenwärtig an die Türkei, die bei Hofmann noch gar keine Rolle spielt, auch nicht spielen kann – sind die Ausblicke des Autors weniger als nur vage: sie sind nichtssagend. Dass der Weg zur Demokratie schwierig ist, wäre so ein Ausblick, oder aber die Feststellung, dass die Situation auch weiterhin konfliktreich bleiben wird. Angesichts solcher „Prognosen“ in Verbindung mit einer sich rasant entwickelnden Gegenwart kommt die Publikationsform Buch schnell an ihre Grenzen – wahrscheinlich wäre ein Blog die bessere, weil entwickelbare, kommentier‑ und ergänzungsfähige Form der Veröffentlichung gewesen. Die gründliche Informationssammlung ist für den Einstieg und als erste Orientierung brauchbar, keine Frage – doch wie wird es sich damit in drei Monaten verhalten? Warum man dann auf knapp zwei Seiten aber auch noch lesen muss, wie ein Staat entsteht – obschon sich mit dieser Problematik ganze DFG‑Forschergruppen auseinandersetzen – steht auf einem anderen Blatt.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.22 | 2.23 | 2.63 | 2.64 | 2.68 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Matthias Hofmann: Schall und Rauch. Würzburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35903-schall-und-rauch_43260, veröffentlicht am 04.07.2013. Buch-Nr.: 43260 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken