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Bernd Greiner / Tim B. Müller / Klaas Voß (Hrsg.)

Erbe des Kalten Krieges

Hamburg: Hamburger Edition 2013 (Studien zum Kalten Krieg 6); 507 S.; geb., 35,- €; ISBN 978-3-86854-258-5
Der Kalte Krieg ist lange vorbei – aber wie und in welchen Bereichen wirkt er bis heute nach? Dieser Frage gehen die 29 Autorinnen und Autoren in einem weiten Themenspektrum, das von Betrachtungen der internationalen Sicherheitspolitik bis hin zur Wahrnehmung singulärer historischer Ereignisse reicht, nach. Untergliedert ist der Band in vier Kapitel. Im ersten Teil wird die Bedeutung des Staates als Mittel der Sicherheitsgarantie betrachtet, im Vordergrund stehen die USA. William Walker erläutert, dass auch Präsident Barack Obama weiterhin am Sicherheitsstaat, der während des Kalten Krieges aufgebaut wurde, festhält; damit zeige sich besonders deutlich das Fortbestehen von Kontinuitäten des Ost‑West‑Konflikts. Das zweite Kapitel ist der Außen‑ und Sicherheitspolitik gewidmet. Untersucht werden nicht nur nationale Aspekte, Dieter Krüger analysiert auch die Entstehung von NATO und EU als „Kinder des Kalten Krieges“. Bis heute setzen, so die These, die „im Zeitalter der Bündnisse sozialisierten Politiker […] unter veränderten Rahmenbedingungen den Weg ihrer Vorgänger fort“ (192). Im Kontrast dazu zeigt Roy de Ruiter am Beispiel der Militärgeschichte der Niederlande, dass es gelingen kann, Paradigmen des Kalten Krieges zu überwinden. Das dritte Kapitel entfernt sich dann von der Ebene der Staaten und behandelt die Themenfelder Wirtschaft, Gesellschaft und Recht. Darunter findet sich gleichfalls das Thema Umwelt. Sarah B. Snyder postuliert hier, dass eben nicht allein Staaten globale Probleme lösen können. Während des Kalten Krieges sei die Zahl der NGOs rasant gestiegen, heute seien diese auf ihrem jeweiligen Gebiet Experten und würden Legitimität gewinnen, „indem sie demonstrieren, dass sie unvoreingenommen, unabhängig, ehrlich, zuverlässig, repräsentativ und transparent“ (305) seien. Im abschließenden Kapitel stehen vor allem der ehemalige Ostblock und die südliche Hemisphäre im Mittelpunkt, nochmals wird die Bedeutung der Organisationsform Staat hinterfragt. Hans‑Joachim Spanger bemerkt, staatliche Macht sei durch „die Kombination aus Strukturanpassungsprogrammen in der Tradition des antietatistischen Washingtoner Konsenses und den Forderungen nach Demokratisierung und good governance“ (478) erodiert. Insgesamt ist dieser Tagungsband für ein breiteres wissenschaftliches Publikum interessant. Er beleuchtet eine große Anzahl unterschiedlicher Aspekte und hebt hervor, dass der Kalte Krieg, obwohl seit mehr als einer Dekade beendet, bis heute weite Teile des politischen und gesellschaftlichen Lebens prägt.
Ronny Noak (RNO)
B.A., Politikwissenschaftler, Student, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 4.3 | 4.21 | 4.22 | 2.61 | 2.64 | 2.68 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Ronny Noak, Rezension zu: Bernd Greiner / Tim B. Müller / Klaas Voß (Hrsg.): Erbe des Kalten Krieges Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35883-erbe-des-kalten-krieges_43813, veröffentlicht am 27.06.2013. Buch-Nr.: 43813 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken