Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit und Vernunft. Über vier Grundbegriffe der politischen Philosophie
Wie soll man vier der wohl wichtigsten Begriffe der Philosophie in einem kurzen Band angemessen diskutieren? Das ganze Unterfangen steht einer lang gewachsenen Begriffsgeschichte und einer schier unendlichen Vielfältigkeit der Denktraditionen gegenüber, in denen die Begriffe gebraucht, missbraucht und umgedeutet wurden. Leser_innen profitieren hier von Jürgen Ritserts enormem Sachverstand: Er versteht es, die Betrachtung immer wieder auf die neuralgischen Punkte dieser fundamentalen Kategorien zu lenken. So entstehen nicht nur kompakte Einzeldarstellungen, sondern auch unvermeidliche Querbezüge der Begriffe zueinander. Ritsert komprimiert den Inhalt, indem er die abstrakten Begriffsdefinitionen in normative Fragen überführt. Aus der Frage „Was ist Gerechtigkeit?“ wird „Was ist gerecht?“. So nimmt Ritsert unterschiedliche Spielarten der Begriffsgeschichte in den Blick und verknüpft sie mit aktuellen Fragestellungen und den wissenschaftlichen Großdebatten – etwa, wenn er Fichtes absoluten Idealismus an die durch die Hirnforschung neu angefachte Streitfrage um Determinismus versus freien Willen koppelt oder aber in bestechenden Textpassagen von Hegel und Kant tatsächlich „sämtliche Hauptdimensionen der Gerechtigkeitsidee wieder[findet]“ (34). Die Darstellung hat über ihren Eigenwert einer kompakten Einführung hinaus noch die Stärke, dass sie den fachkundigen Blick eines der letzten Kritischen Theoretiker alter Schule anbietet.