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Uwe Andersen (Hrsg.)

Entwicklungspolitik. Standortbestimmung, Kritik und Perspektiven. Eine Einführung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2012 (uni studien politik 47); 125 S.; kart., 9,80 €; ISBN 978-3-89974740-9
Als klassisches Querschnittsthema ist die Entwicklungspolitik eng mit anderen Politikfeldern – zum Beispiel Klima, Energie, Sicherheit, Migration, Menschenrechte – verknüpft. Einerseits besteht darin die Gefahr, „die Entwicklungshilfe als Allzweckwaffe“ (11) zu benutzen, wie Uwe Andersen einführend bemerkt, andererseits wird sie häufig gerade für das Scheitern von Entwicklungsprozessen verantwortlich gemacht. Dieses grundsätzliche Dilemma aufgreifend, bietet der Band eine konzise Einführung in das Thema. Christof Hartmann plädiert in seinem Beitrag über den Wandel entwicklungspolitischer Ziele und Strategien der vergangenen Dekaden für eine „neue Bescheidenheit“ (13): „Die nahe liegende Lösung gegen eine Überforderung der Entwicklungspolitik würde darin bestehen, ihr weniger zuzumuten und nicht nur Instrumente, sondern auch Ziele stärker nach Ländergruppen auszudifferenzieren.“ (26) Weil Entwicklungsziele an meist nicht explizit ausgesprochenen Wertvorstellungen und Grundannahmen (zum Beispiel: nachholende Entwicklung ist möglich; Entwicklung ist machbar; fremde Hilfe ist sinnvoll) gebunden sind, waren und sind sie Gegenstand kontroverser Debatten. Jürgen H. Wolff widmet sich der Fülle der Kritik und skizziert grob die verschiedenen Positionen entlang dieser Grundannahmen. Mit der gegenwärtigen Entwicklungsstrategie befasst sich Uwe Andersen, der eine Zwischenbilanz der Millennium‑Entwicklungsziele der Vereinten Nationen zieht. Ergänzt werden diese drei globalen Überblicksbeiträge durch zwei regional bezogene Aufsätze, mit denen neuere Aspekte aufgegriffen werden. Doris Fischer fragt, inwieweit Chinas Entwicklungserfolg als Modell für andere Länder herangezogen werden kann. Die Besonderheit seien nicht die Reformen an sich, sondern die chinesische Art des Politiklernens, die Lektionen für andere Länder bereitstelle. Abschließend skizziert Dirk van den Boom die jüngeren politischen und ökonomischen Entwicklungen in Afrika und wagt einen vorsichtig optimistischen Ausblick: Trotz einzelner Rückschritte wandele sich Afrika von einem Krisen‑ zu einem Chancenkontinent. Mit den ausgewählten Themen vermittelt der Band zwar einen Überblick über aktuelle Fragen der Entwicklungspolitik, kann aber freilich nur eine erste, grobe Orientierung über den entwicklungspolitischen Diskurs geben.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.44 | 2.67 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Uwe Andersen (Hrsg.): Entwicklungspolitik. Schwalbach/Ts.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35777-entwicklungspolitik_43402, veröffentlicht am 28.03.2013. Buch-Nr.: 43402 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken