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Anna Meine

Legitimität weiter denken? Anschlussmöglichkeiten und Herausforderungen des politikwissenschaftlichen Legitimitätsbegriffs jenseits des Staates, untersucht auf Grundlage der Arbeiten von Fritz W. Scharpf, David Held und Jürgen Habermas

Würzburg: Ergon Verlag 2012 (Politikwissenschaftliche Theorie 6); 126 S.; brosch., 25,- €; ISBN 978-3-89913-937-2
Politikwiss. Magisterarbeit Freiburg; Begutachtung: G. Riescher, J. Rüland. – Legitimität jenseits des Nationalstaates ist seit mehreren Jahren nicht nur im wissenschaftlichen Diskurs ein viel diskutiertes Thema. Dabei geht es auch um die Frage, wie politisches Handeln außerhalb eines in sich legitimen politischen Systems legitimiert werden kann. Anna Meine strukturiert ihre Auseinandersetzung mit dieser Frage in drei Teile. Ausgangspunkt ist Fritz Scharpfs Konzeptionierung der Input- und Output-Legitimität, die er mit Blick auf die Europäische Union entwickelt hat. Input-Legitimität beruht auf der Willensäußerung eines Volkes und baut dahingehend auf einer kollektiven Wir-Vorstellung auf. Output-Legitimität hingegen wird durch ein effektives Problemlösen erlangt, ist unabhängiger gegenüber kollektiver Identität und damit zunächst auch jenseits des Staates denkbar. Meine bezweifelt, dass im Fall von ausschließlich auf dem Output basierender Legitimität man überhaupt von solcher sprechen kann und prüft in einem zweiten Schritt, welche innerstaatliche Bedeutung der Legitimität zukommt. „Demokratische Legitimität ist folglich vorläufig bestätigte Anerkennungswürdigkeit einer politischen Ordnung bzw. Herrschaft, die auf der Überzeugung beruht, dass der Ursprung und Zweck der Ordnung das Volk bzw. die Gruppe der Individuen ist, die ihr Leben kollektiv, nach geteilten Grundüberzeugungen, Normen und Werten, organisieren und dazu den Regierenden in Wahlen zeitlich und sachlich begrenzt Herrschaft übertragen“ (62). Eine so verstandene Legitimität sei jenseits des Staates zwar vorstellbar, aber konzeptionell noch nicht entworfen. Entsprechend prüft Meine im dritten Schritt zwei weitere Konzeptionen, die auch normativen Ansprüchen an eine Legitimation jenseits des Staates zu genügen versprechen: Zum einen greift sie David Helds Arbeiten zur kosmopolitischen Demokratie und zum anderen Jürgen Habermas‘ Überlegungen zu einer Weltinnenpolitik ohne Weltregierung auf. In Anknüpfung an beide Konzepte stellt Meine den aktuellen Diskurs differenziert dar und problematisiert, inwieweit es gerade auch in der Praxis neuer Strukturen bedarf, um Legitimität auch jenseits des Staates erzeugen und gewährleisten zu können.
Luisa Lemme (LL)
M. Ed., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 5.41 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Luisa Lemme, Rezension zu: Anna Meine: Legitimität weiter denken? Würzburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35718-legitimitaet-weiter-denken_43133, veröffentlicht am 20.12.2012. Buch-Nr.: 43133 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken