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Silvia Federici

Aufstand aus der Küche. Reproduktionsarbeit im globalen Kapitalismus und die unvollendete feministische Revolution

Münster: edition assemblage 2012 (Kitchen Politics – Queerfeministische Interventionen 1); 127 S.; brosch., 9,80 €; ISBN 978-3-942885-32-4
Die neue Reihe „Kitchen Politics – Queerfeministische Interventionen“ eröffnet das gleichnamige Autor*innenkollektiv mit Aufsätzen der feministisch‑marxistischen Theoretikerin und Aktivistin Silvia Federici. Diese wirken wie eine mehrfache Klarstellung. Zuallererst steht die Feststellung, dass sich sowohl eine queerfeministische Perspektive als auch eine Kritik der politischen Ökonomie nicht um die gegenseitige Ergänzung bringen dürfen. Ganz im Gegenteil müsse es darum gehen, die Verflochtenheit von Geschlechterverhältnissen und Kapitalismus zu denken. In diesem Zusammendenken lässt sich „schlussfolgern, dass die Kritik von Geschlechterverhältnissen auch den Widerstand gegen Arbeitsverhältnisse […] mit einschließt“ (20). Dem folgt Federicis Analyse der gegenwärtigen Globalisierung und ihren Auswirkungen auf die Reproduktionsverhältnisse, in der sie mit und über Marx hinaus argumentiert. So begegnen wir also keinesfalls einer kapitalistischen Transformation, die weniger auf Ausbeutung von Arbeitskraft angewiesen wäre – und zum Teil sogar den vermeintlich emanzipatorischen Aspekt der Mehrbeschäftigung von Frauen betont –, sondern eher einer drastischeren Variante der ursprünglichen Akkumulation und „Rekolonisierung“, die die Welt „pyramidenförmig strukturiert“ (60) und emanzipatorische Errungenschaften damit unterläuft. Statt also in den zahlreichen Entwicklungen eine Verbesserung zu erkennen, lässt sich eher festhalten, dass die hauptsächliche Reproduktionsarbeit immer noch auf die geschlechterungleiche Ausbeutung der Frauen entfällt. Diesen Tendenzen stellt sie eine Hinwendung und Wiederbelebung der Idee der Commons entgegen, die sie ebenfalls einer feministischen Kritik unterzieht. Da „Frauen […] die Subsistenzbäuerinnen der Welt“ (96) sind, sei die Reflexion über ihre Rolle besonders von Bedeutung, denn eine funktionierende Umgestaltung der Gesellschaft in Richtung Gemeinschaft könne nur über die kooperative Organisation der Reproduktion ablaufen. Der Band schließt mit dem 1975 aus dem Umkreis der Initiative „Lohn für Hausarbeit“ veröffentlichten Manifest, das nicht zuletzt die Dringlichkeit des eingangs formulierten Anspruchs bezeugt.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 2.27 | 5.42 | 5.45 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Silvia Federici: Aufstand aus der Küche. Münster: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35658-aufstand-aus-der-kueche_43045, veröffentlicht am 11.04.2013. Buch-Nr.: 43045 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken