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Mirko Wischke (Hrsg.)

Freiheit ohne Recht? Zur Metamorphose von Politik und Recht

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Rechtsphilosophische Schriften 17); 287 S.; geb., 52,80 €; ISBN 978-3-631-57859-9
Der Sammelband eröffnet ein sprichwörtlich weites Feld, wie der Autor unter Verweis auf die zentrale Fragestellung in seiner denkbar knappen und dementsprechend auch nur holzschnittartigen Einleitung implizit eingesteht: „Ist Freiheit ohne Recht denkbar? Macht es das neue Zeitalter notwendig, erneut darüber nachzudenken, wie Politik, Verantwortung, Freiheit und Recht ins Verhältnis zu setzen sind?“ (8) – Und auch wenn es für einen Band von immerhin knapp 300 Seiten unangemessen sein dürfte, zentrale Kritiken nur an zwei Fragen festzumachen, so sei das hier dennoch gestattet, weil sich mit dem Unbehagen an diesen beiden Fragen gleichsam ein Unbehagen mit Blick auf den gesamten Band formulieren lässt. Denn bei den von Wischke aufgeworfenen Problemlagen soll es ja schließlich um das Erkenntnisinteresse in diesem Band gehen, das durch sie konturiert wird. Was ist nun also von einem Erkenntnisinteresse zu halten, dessen zentrale Fragestellungen jeweils suggestiven Charakter haben? Würde ernsthaft irgendjemand bestreiten wollen – außer vielleicht individualistische Anarchisten à la Max Stirner –, dass Freiheit und Recht vielleicht doch voneinander getrennt gehörten? Und besteht nicht der Gegenstand des gesamten sozialwissenschaftlichen Fächerkanons darin, permanent über das Verhältnis von Politik, Verantwortung, Freiheit und Recht – und zudem vielleicht noch über die Konstruktion von sozialen Rollen, von sozialer Ungleichheit und damit über Gerechtigkeit – nachzudenken? Was eineinhalb Seiten Einleitung – was im Übrigen wäre „das neue Zeitalter“ (8)? Globalisierung? Postdemokratie? Neoliberalismus? – nicht zu leisten vermögen, findet sich dann vielleicht in den Beiträgen selbst. Doch auch hier fehlen weitgehend belastbare Inhalte – außer vielleicht in den Texten von Burkhard Liebsch, Rok Svetlić, Jesús Padilla Gálvez, Csaba Olay und Pavo Barišić, die allesamt aus politiktheoretischer Perspektive interessante Einzelphänomene von Demokratie beleuchten. Leider wird in der Summe jedoch eine Verknüpfung der einzelnen Inhalte nicht sichtbar. Hinzu kommt, dass der Herausgeber auf ein einheitliches Zitationssystem verzichtet hat, was insbesondere dann ärgerlich wird, wenn den Beiträgen ein abschließendes Literaturverzeichnis fehlt und man umständlich in den Fußnoten herumsuchen muss.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.1 | 5.33 | 5.41 | 5.42 | 5.44 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Mirko Wischke (Hrsg.): Freiheit ohne Recht? Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35604-freiheit-ohne-recht_42962, veröffentlicht am 10.01.2013. Buch-Nr.: 42962 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken