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Christian Hardinghaus

'Der ewige Jude' und die Generation Facebook. Antisemitische NS-Propaganda und Vorurteile in sozialen Netzwerken

Marburg: Tectum Verlag 2012; VII, 252 S.; hardc., 39,90 €; ISBN 978-3-8288-2936-7
Diss. Osnabrück. – Das zweite Halbjahr 2012 war geprägt von verschiedenen Debatten über antisemitische (so der Vorwurf von Tuvia Tenenbom) und generell nationalsozialistische (Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung) Grundeinstellungen der Deutschen. Gut in diese Diskussion und Zeit passt deshalb die Analyse von Christian Hardinghaus über antisemitische Vorurteile in den populären sozialen Netzwerken Facebook und der VZ-Gruppe. Der Untersuchung liegen sowohl inhaltsanalytische als auch Umfrageergebnisse unter Nutzern zugrunde. Die im 1940 erschienenen NS-Propagandafilm „Der ewige Jude“ projizierten Vorurteile nutzt der Autor dabei als Indikatoren seiner Untersuchung. Die für Facebook angewandte inhaltliche Auswertung verschiedener Gruppen und Kommentare kann man durchaus als informativ, jedoch weniger als repräsentativ für die deutsche Nutzerschaft betrachten. Deutlich zum Ausdruck kommt aber, wie die nicht durch nationale Gesetze reglementierte Umgebung des Netzwerks dazu beträgt, dass genuin rechtsextreme Haltungen und eindeutige antisemitische Propaganda offen zum Ausdruck kommen. Das Resümee fällt denn auch eindeutig aus: Die Inhalte rechter Propaganda haben sich seit dem Ende des NS-Regimes nur wenig verändert – mit den sozialen Netzwerken haben sich aber die Reichweite und die Einfachheit der Verbreitungsmechanismen ungleich erhöht. Bei der innerhalb der VZ-Gruppe durchgeführten Befragung der Nutzer zeigt sich dann auch ein repräsentativeres Bild, das durchaus kongruent mit dem Ergebnis vergleichbarer Studien ist – antisemitische Vorurteile halten sich hartnäckig, sowohl bei Nutzern mit geringem Bildungsabschluss als auch bei Hochschulabsolventen. Das Plädoyer des Autors fällt deshalb erwartet eindeutig aus: Besonders die Politik ist gefragt, effiziente Möglichkeiten zu schaffen, um die Bildung im Bereich jüdische Geschichte und Kultur zu verbessern. Hier ist eben insbesondere die Nutzung genau solcher Möglichkeiten, wie sie Facebook bietet, mehr als gefragt. Leider kommt der Aspekt des „How to do“ im Band zu kurz. Nichtsdestotrotz bietet die Erhebung eine gute wissenschaftlich fundierte und informative Bestandsaufnahme der „Generation Facebook“ und ihrem Verhältnis zu einem Thema, das eigentlich angesichts des zum Teil interkulturellen Charakters sozialer Netzwerke keines mehr sein sollte.
Fabian Beigang (FB)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.37 | 2.333 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Fabian Beigang, Rezension zu: Christian Hardinghaus: 'Der ewige Jude' und die Generation Facebook. Marburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35589-der-ewige-jude-und-die-generation-facebook_42945, veröffentlicht am 17.01.2013. Buch-Nr.: 42945 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken