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Markus Promberger

Topographie der Leiharbeit. Flexibilität und Prekarität einer atypischen Beschäftigungsform

Berlin: edition sigma 2012 (Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung 146); 303 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8360-8746-9
Habilitationsschrift. – Markus Promberger präsentiert die Befunde einer umfassenden Studie über Leiharbeit, die im Zeitraum zwischen 1998 und 2007 unter anderem in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt‑ und Berufsforschung durchgeführt wurde. Viele der zentralen Ergebnisse der Untersuchung wurden ähnlich auch bereits in anderen Veröffentlichungen formuliert: So ist Leiharbeit zahlenmäßig zwar immer noch ein vergleichsweise kleiner Markt, allerdings trifft man sie mit steigender Tendenz und vor allem in denjenigen Großbetrieben an, die durchaus als richtungsweisend für die Entwicklung von Märkten und Beschäftigungsformen angesehen werden können. Leiharbeit wird kaum (wie oft vermutet) als Mittel zur Umgehung des Kündigungsschutzes eingesetzt, wohl aber – neben den Zielen des Lohnsenkungseffekts und der Flexibilisierung des Personaleinsatzes – mit der strategischen Absicht, eingesessene Hierarchien und Belegschaftsstrukturen aufzubrechen, tarifvertragliche Regelungen zu unterlaufen oder auch Druck auf die Belegschaft auszuüben. Die Zahl derjenigen, die vom Einsatzbetrieb übernommen werden, für die Leiharbeit also tatsächlich als Beschäftigungsbrücke dient, ist praktisch zu vernachlässigen. Neu an Prombergers Studie ist aber mit Sicherheit der Umfang der Untersuchung, die nicht nur auf einzelne Aspekte abzielt, sondern praktisch das gesamte Spektrum der Leiharbeit in den Blick nimmt – von der Charakterisierung der Verleihfirmen und der Einsatzbetriebe über die Rolle von Leiharbeit in der betrieblichen Flexibilisierungspraxis sowie für den gesamten Arbeitsmarkt bis hin zu Fragen von Mitbestimmung. Bei der Zusammenschau dieser unterschiedlichen Aspekte zeigt sich zudem sehr deutlich, dass Leiharbeit – trotz geringfügig gestiegener Bedeutung auch in anderen Arbeitsmarktsegmenten – immer noch in erster Linie Geringqualifizierte mit industriellem Hintergrund trifft, während in höher qualifizierten Bereichen größtenteils andere Flexibilisierungsmechanismen greifen. Faktisch kommt dies der Aufrechterhaltung und teilweise Verschärfung einer qualifikationsspezifischen Arbeitsmarktsegmentation gleich, deren Grenzen doch, nach Meinung vieler Befürworter der Leiharbeit, durch diese Form der flexiblen Beschäftigung gerade aufgeweicht werden sollten.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.342 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Markus Promberger: Topographie der Leiharbeit. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35493-topographie-der-leiharbeit_42805, veröffentlicht am 28.03.2013. Buch-Nr.: 42805 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken