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Maximilian Elias Imhoff

Antisemitismus in der Linken. Ergebnisse einer quantitativen Befragung

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Politische Kulturforschung 7); 161 S.; 27,80 €; ISBN 978-3-631-62152-3
Politikwiss. Magisterarbeit Münster. – Imhoff sucht nach den Ursachen antisemitischer Positionen in der linksradikalen Bewegung. Er zeigt sich skeptisch gegenüber Studien, die schriftliche Quellen auswerten, da nicht zu erkennen sei, ob es sich um Einzelmeinungen radikaler „Spinner“ (15) handele oder um konsensfähige Positionen. Zudem werde in diesen Fällen nur eine besondere Gruppe untersucht: die Autoren, nicht jedoch die Masse der Aktivisten. Um diese methodischen Probleme zu umgehen, wählt Imhoff den Weg einer quantitativen Befragung, die er speziell für linksradikale Probanden entwirft. Allerdings versäumt es Imhoff, eine eigene Definition für die linksradikale Bewegung zu entwerfen und greift stattdessen auf die der Verfassungsschutzbehörden zurück. Dabei setzt er Linksradikalismus und Linksextremismus sprachlich gleich, obwohl der Verfassungsschutz an dieser Stelle eine deutliche Differenzierung vornimmt. Wie bei allen ähnlich gelagerten Studien ist das Hauptproblem der Arbeit aber das Verständnis des Begriffs Antisemitismus. Tatsächlich misst Imhoff nicht Judenfeindlichkeit, sondern Antizionismus, denn das Gros der verwendeten Items bezieht sich auf das Verhältnis zum Staat Israel und nicht zu „Juden als Juden“ (Armin Pfahl-Traughber). Antizionismus ist jedoch ein nicht weniger ernst zu nehmendes Problem und deswegen ist die Studie durchaus gewinnbringend. Im Rahmen seiner frei zugänglichen und standardisierten Online-Befragung – beworben auf der Internetseite der Zeitung „junge Welt“ und im sozialen Netzwerk „StudiVZ“ – konnte er 218 Personen dazu bewegen, seinen Fragebogen auszufüllen. Im Ergebnis konstatiert der Autor, 17 Prozent der Befragten seien (latente) Antisemiten, 21 Prozent hätten Abgrenzungsprobleme – insgesamt also erstaunlich hohe Werte. Aufgrund der zu geringen Fallzahl und der Konzentration auf die Leserschaft der „jungen Welt“ ist die Studie aber nicht repräsentativ. Das räumt auch der Autor ein – selbst wenn der Titel seines Buches anderes suggeriert.
Karsten Dustin Hoffmann (KDH)
Dipl. Pol., Dr. phil, Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Karsten Dustin Hoffmann, Rezension zu: Maximilian Elias Imhoff: Antisemitismus in der Linken. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35317-antisemitismus-in-der-linken_42537, veröffentlicht am 19.07.2012. Buch-Nr.: 42537 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken