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Janek Niggemann (Hrsg.)

Emanzipatorisch, sozialistisch, kritisch, links? Zum Verhältnis von (politischer) Bildung und Befreiung

Berlin: Karl Dietz Verlag 2012 (Rosa-Luxemburg-Stiftung: Manuskripte 97); 110 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-320-02283-9
Wie das Verhältnis von Bildung und Befreiung zu bestimmen ist, kann als eine der Grundfragen der Pädagogik angesehen werden. In diesem Band wird sich dieser Verhältnisbestimmung von Neuem und aus dezidiert linker Perspektive angenommen. In der Einleitung beschreibt Niggemann zunächst einige gemeinsame Ausgangspunkte der Autoren dieses Sammelbandes. Bildung sei demnach nicht neutral, sondern stets an Ziele und Zwecke gebunden. Dies berge die Gefahr der repressiven Bevormundung, die, wie der Autor einräumt, auch in der Geschichte der linken politischen Bildung vorgekommen sei. Zudem benötige eine politische Bildung eine kritische Reflexion über die gesellschaftlichen Grundlagen, auf denen sie stattfinde. Gerade über das Funktionieren von Herrschaft und Macht in der derzeitigen kapitalistischen Gesellschaft bedürfe es Wissen, weshalb das Funktionieren des Kapitalismus verstanden werden müsse. Wenn auch die Adjektive im Titel des Buches für unterschiedliche Bildungsverständnisse sprechen, so sei ihnen trotzdem eine Ablehnung der „aktuellen Formen von Verschulung, Modularisierung, rigiden Zeitbegrenzungen und Ressourcenknappheit“ (8) gemein. Bildung und Befreiung werden zudem so verstanden, dass sie jeweils Grundlagen füreinander darstellten. Was jedoch eine emanzipatorische Bildung ist, sei eine Frage der Praxis, die nicht in der Theorie beantwortet werden könne. Denn dies wäre ein Widerspruch, da so doch das Ziel der emanzipatorischen Bildung, das in der Befreiung von materiellen Zwängen und in der Selbstbestimmung liege, konterkariert werde. Emanzipatorische Bildung kann, so lässt sich dies wohl zusammenfassen, nur ein inhaltlich unbestimmtes Prinzip sein, das es in der Praxis immer wieder neu mit den Bildnern und den zu Bildenden zu bestimmen gilt. Auf diese Einführung folgen acht Beiträge, die das Ergebnis des Gesprächskreises „Politische Bildung“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung sind. Ziel war es hierbei, das Verhältnis von Bildung und Befreiung aus der Perspektive unterschiedlicher linker Bildungstheorien, die anhand verschiedener Fragen untersucht werden, zu bestimmen. Beispielsweise werden die Werke von Antonio Gramsci, Bertold Brecht, Oskar Negt oder Martin Buber analysiert.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.311 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Janek Niggemann (Hrsg.): Emanzipatorisch, sozialistisch, kritisch, links? Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35273-emanzipatorisch-sozialistisch-kritisch-links_42479, veröffentlicht am 12.10.2012. Buch-Nr.: 42479 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken