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Hanna Hacker

Queer entwickeln. Feministische und postkoloniale Analysen

Wien: Mandelbaum Verlag 2012 (kritik & utopie); 270 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-85476-611-7
Im Zentrum der Studie steht das kritische Denken über globale Ungleichheit. Dafür verwendet die Autorin einen Theoriemix aus feministischen, queeren und postkolonialen Theorien, dazu Konzepte der Border Studies und Ansätze der kritischen Geografie. Queer-Theorien bedeuten der Autorin zufolge „in erster Linie eine radikal dekonstruktive Haltung gegenüber Sexualität/en, Geschlecht/ern und Begehren“ (9), die sich stets mit einer feministischen Perspektive verbinden sollte. Auf diese Weise könnten diese Theorien so „konsequent wie kaum ein anderer theoretischer Ansatz Einsichten in die Verschränkungen zwischen Imperialismus und Geschlechterdefinitionen“ (9) eröffnen. Ziel ist eine kritische Entwicklungsforschung zu betreiben, dazu gehöre, „Entwicklung zu queeren“ (10), also die machtpolitischen Aspekte von Entwicklung, den Status sexueller und geschlechtlicher Kategorisierung und daraus resultierende globale und lokale Ungleichheiten aufzuzeigen. Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt, die alle um die Themen „transkulturelle Gewalt, transkulturelles Wissen und transkulturelle Sehnsüchte vor der Folie globalisierter Machtverhältnisse“ (18) kreisen. Jeder Abschnitt umfasst drei Kapitel, wovon die meisten Aufsätze überarbeitete Fassungen von zuvor veröffentlichten Artikeln sind. Im ersten Abschnitt „Kontakt“ werden Theorien und Praktiken der internationalen Zusammenarbeit kritisch analysiert. „Begehren“ ist die Überschrift für den zweiten Teil des Werkes. Hier wird zum Beispiel darüber nachgedacht, wie Begehren und Genuss bei gleichzeitiger unausweichlicher Gewalt in allen Begegnungsräumen möglich sind. Der dritte Abschnitt wird „Historiographie und Utopie“ benannt. Im Mittelpunkt stehen Politiken des Erinnerns, der Geschichtsschreibung sowie utopische Momente. Innovative Einblicke kann die Autorin in all diesen Abschnitten nicht zuletzt dadurch gewinnen, dass sie als Erkenntnisgrundlage wissenschaftliche Texte mit literarischen Texten, Reiseberichten und Abenteuergeschichten sowie mit eigenen Erfahrungen in der Rolle als Professorin und Tätige in der Entwicklungspraxis kombiniert.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.27 | 5.42 | 2.2 | 4.44 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Hanna Hacker: Queer entwickeln. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35250-queer-entwickeln_42449, veröffentlicht am 16.08.2012. Buch-Nr.: 42449 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken