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Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.)

Familie, Wissenschaft, Politik. Ein Kompendium der Familienpolitik. Managing Editor: Siegfried Keil

Würzburg: Ergon Verlag 2012; 256 S.; 29,- €; ISBN 978-3-89913-877-1
Familienpolitik ist längst kein – wie Gerhard Schröder 1998 formulierte – „Gedöns“ mehr, sondern ein Politikfeld, das für viele Bürgerinnen und Bürger höchste Priorität genießt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird seit 1970 vom Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen beraten, dem 21 Wissenschaftler angehören und der als unabhängig gilt, da er u. a. über die Wahl der Mitglieder wie auch die untersuchten Themen selbst entscheidet. Bei diesem Sammelband handelt es sich um ein Kompendium, das die bisherigen gutachterlichen Aussagen des Beirats nach Gegenstandsbereichen bündelt und aktualisiert. Irene Gerlach zeichnet in ihrem Vorwort den Bedeutungszuwachs des Beirates nach, der in den späten 1960er‑Jahren infolge des Steuerungsoptimismus einsetzte. Nach dem Abklingen der Steuerungseuphorie seien die Politik wie auch die Wissenschaft mit einer im Verlauf der 1990er‑Jahre zunehmenden Überwindung der ideologischen Fronten und der Konzentration auf die volkswirtschaftliche Bedeutung von Familie pragmatischer geworden. Abschließend formuliert Gerlach die These, dass es aufgrund des Wissens‑ und Datenbestandes zu Themen der Familie für zahlreiche Probleme Lösungswege gibt, die wissenschaftlich abgesichert oder äußerst plausibel sind, sodass viele Aspekte nicht mehr kontrovers diskutiert werden. Hierzu zählen beispielsweise die frühe Förderung aller Kinder oder die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsleben. In weiteren Beiträgen zum Familienverständnis, zur rechtlichen Situation, zur Familienpolitik im Allgemeinen sowie zu den zentralen Akteuren innerhalb dieses Politikfeldes werden die notwendigen theoretischen Grundlagen beleuchtet. Familienpolitische Handlungsfelder stehen im Blickpunkt der Mehrzahl der Aufsätze. Catherine Gregori, Siegfried Keil und Notburga Ott analysieren etwa das Verhältnis von Familie und Arbeit. Sie sehen hier noch keine geeigneten politischen Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit und fordern eine politische Unterstützung für Familien, die Eltern Wahlfreiheit für die Lebensgestaltung mit ihren Kindern ermöglicht, wozu u. a. Betreuungseinrichtungen, finanzielle Entlastungen und die Möglichkeit einer Reduzierung der Erwerbsarbeit ohne wirtschaftliche Not gehören. Dieses Kompendium stellt ein zentrales Werk zur Familienpolitik dar.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Wissenschaftlicher Beirat für Familienfragen beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): Familie, Wissenschaft, Politik. Würzburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35134-familie-wissenschaft-politik_42294, veröffentlicht am 10.01.2013. Buch-Nr.: 42294 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken