Back in the USSR. Das neue Russland. Aus dem Englischen übersetzt von Ronald Gutberlet
Kagarlitzkis knappes Buch gleicht einer Tour de Force durch die verschiedenen Probleme, mit denen Russland seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu kämpfen hat. „Back in the USSR“ ist kein politikwissenschaftliches Buch, es gleicht eher einem längeren Essay, wie er im Feuilleton einer Zeitung erscheinen könnte. Pointiert und meinungsstark beschreibt Kagarlitzki die Entwicklung der „herrschenden Klasse“ – im russischen Sprachgebrauch „Macht“ (vlast') – und geht dabei vor allem auf den Machtkampf zwischen Bürokraten, Oligarchen und Geheimdienstelite ein. Er skizziert die Entwicklung seit 1991 und spart dabei nicht mit Kritik, von der er auch Financiers der Opposition wie den inhaftierten Michail Chodorkowskij und die Oppositionsparteien im Ganzen ausdrücklich nicht ausnimmt. Diese Kritik ist oft hart, jedoch größtenteils sachlich und unpolemisch. Kagarlitzkis Sicht auf die zukünftige Entwicklung Russlands ist eher pessimistisch – wohl auch aus seiner persönlichen Erfahrung als Direktor einer Moskauer NGO heraus. Bei einigen prägenden Ereignissen, wie dem Krieg gegen Georgien im August 2008, auf den er nur kursorisch eingeht, hätte man sich eine detaillierte Untersuchung gewünscht, da die Komplexität solcher Situationen nicht auf einer halben Seite abgehandelt werden kann – jedoch ist das nicht unbedingt im Sinn Kagarlitzkis, er will mit seinem Buch eher die europäische Öffentlichkeit aufrütteln und angesichts der Situation in Russland alarmieren.