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Volker Reinhardt

Machiavelli oder Die Kunst der Macht. Eine Biographie

München: C. H. Beck 2012; 400 S.; geb., 24,95 €; ISBN 978-3-406-63017-0
Machiavelli steht für eine der drei Wurzeln der Politik: Neben die aristotelische (als anthropologische) Wurzel und die augustinische (als eschatologische) stellte der Journalist und Mitbegründer der deutschen Politikwissenschaft Dolf Sternberger die machiavellistische (als dämonologische) Wurzel. Was hat Niccolò Machiavelli zu seinem negativ besetzten Politikverständnis geführt? Schlüssige Antworten gibt der in Fribourg lehrende Neuzeithistoriker Volker Reinhardt in seiner Machiavelli-Biografie. Er zeichnet damit einen Lebensweg, der geprägt ist von der kulturellen Vielfalt, aber auch der politischen Problematik der italienischen Renaissance. Machiavelli wird als fünffacher „Künstler” charakterisiert: Er habe die Kunst beherrscht, sich einen Namen zu machen ebenso wie die der Diplomatie, des Überlebens in politischen Konfliktsituationen, des Schreibens sowie der Provokation. Reinhardt beschreibt Machiavelli damit als Prototyp politischer Existenz in der Epoche der italienischen Renaissance. In seiner Biografie liegen Erfolg und Anerkennung neben Scheitern und innerer Emigration. Seine beiden politischen Hauptwerke „Der Fürst” und die „Discorsi” drücken dies trefflich aus. Darin analysiert er die Triebkräfte der Politik aus der Zufälligkeit der Umstände, der Unfähigkeit der Menge zum überlegten Handeln und der rücksichtslosen politischen Herrschaft. Denn der Mensch sei maßlos und habe seine moralische Mitte verloren. Das Dämonologische sei sein Wesensmerkmal. Deshalb sei in der Politik gegebenenfalls auch das Dämonologische erforderlich, um gegenzusteuern und Stabilität zu gewährleisten. Den Weg dahin habe Machiavelli in der fürstlichen Herrschaft, besser aber noch im Herrschaftsgefüge einer Republik gesehen. Ist er also eher Vordenker einer pluralistischen Demokratie oder eher der KZ- und Gulag-Extreme? Reinhardt stellt dazu abschließend fest: Gerecht wird man ihm nur, „wenn man ihn aus seiner eigenen Gegenwart heraus versteht: als einen brillanten Außenseiter, der Hilfsmittel gegen die Krisen seiner Zeit erfand, die zum Stein des Anstoßes für alle Zeiten geworden sind” (373).
Klaus Kremb (KK)
Dr., Oberstudiendirektor, Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler, Lehrbeauftragter, Fachgebiet Politikwissenschaft, TU Kaiserslautern.
Rubrizierung: 5.31 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Volker Reinhardt: Machiavelli oder Die Kunst der Macht. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34924-machiavelli-oder-die-kunst-der-macht_41992, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 41992 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken